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Krisentreffen zu Geflüchteten in LibyenLager sollen evakuiert werden

Die Bilder von Sklavenauktionen in Libyen haben die internationale Gemeinschaft aufgeschreckt. Nun soll den dort gestrandeten Menschen geholfen werden.

„Stoppt die Sklaverei“: Protest in Frankreich gegen die Zustände in Libyen Foto: ap

Abidjan dpa | Angesichts der dramatischen Menschenrechtslage in Libyen und Berichten über Fälle von Sklavenhandel haben sich Teilnehmer des EU-Afrika-Gipfels auf einen Evakuierungsplan geeinigt. Der libysche Ministerpräsident Fajis al-Sarradsch stimmte nach Angaben aus deutschen Regierungskreisen am Mittwochabend bei einem Krisentreffen in Abidjan zu, dem UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR und der internationalen Organisation für Migration (IOM) Zugang zu den Lagern in seinem Machtbereich zu gewähren. Dies soll es ermöglichen, ausreisewillige Migranten außer Landes zu bringen.

Ab wann mit der Umsetzung begonnen werden kann, blieb vorerst offen. Es handelte sich zunächst um einen Plan, dessen Details noch ausgearbeitet werden müssen. Zudem blieb unklar, wie viele Migranten in Teilen Libyens festsitzen, die nicht von der international anerkannten Regierung kontrolliert werden.

An dem Treffen hatten Kanzlerin Angela Merkel, der französische Präsident Emmanuel Macron sowie Vertreter von UN, EU und Afrikanischer Union teilgenommen. Die afrikanischen Staaten hätten sich nach CNN-Berichten über Sklavenauktionen in Libyen bereit erklärt, nun selbst stärker als bisher die Initiative zur Verbesserung der teils menschenunwürdigen Lage der Migranten in Libyen zu ergreifen, hieß es aus Regierungskreisen.

Ein militärisches Eingreifen in Libyen, das Macron zuvor in einem Interview ins Spiel gebracht hatte, sei während des Treffens nicht zur Sprache gekommen, hieß es aus den Regierungskreisen.

Nach dem beschlossenen Plan soll die IOM Migranten dabei helfen, in ihre Herkunftsländer zurückzukehren. Die bisher schon in geringem Umfang stattfindenden Rückführungen sollen demnach künftig deutlich ausgeweitet werden. Die AU werde dabei eine Führungsrolle übernehmen und etwa bei der Identifizierung der Herkunftsländer sowie bei der Erstellung der notwendigen Reisedokumente mitwirken. Die EU-Staaten wollen dafür sorgen, dass die Migranten ohne Gesichtsverlust in ihre Heimatländer zurückkehren können. Dafür sind die Europäer bereit, Start- und Rückkehrhilfen zu zahlen.

Flüchtlinge sollen nach Tschad oder Niger gebracht werden

Merkel hatte der IOM bereits im August einen zusätzlichen zweistelligen Millionenbetrag zugesagt. Die Finanzierung der Transporte soll demnach zum Großteil von afrikanischen Staaten übernommen werden.

Schutzbedürftige, die vor politischer Verfolgung oder Bürgerkrieg geflohen sind, sollen den Plänen zufolge unter Federführung des UNHCR zunächst in den Tschad oder den Niger gebracht werden. Von dort aus ist dann eine weitere Umsiedlung in aufnahmewillige Staaten geplant, in die EU oder andere Staaten außerhalb Europas.

Die dramatische Situation in Libyen überschattete den EU-Afrika-Gipfel. Eigentlich sollte es bei den Beratungen der Staats- und Regierungschefs angesichts des rasanten Bevölkerungswachstums vor allem um die Verbesserung der Zukunftschancen für Afrikas Jugend gehen. Doch auch am Donnerstag, dem zweiten und letzten Tag des Gipfels in der westafrikanischen Elfenbeinküste, zeichnete sich die illegale Migration von Afrika über die Sahara und das Mittelmeer erneut als dominierendes Thema ab. Merkel und Macron reisten am späten Mittwochabend ab.

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19 Kommentare

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  • war da was??

    Zum Auffrischen empfehle ich (nochmal und nochmal) Rosa Amelia Plumelle-Uribes Buch zu lesen: "Weisse Barbarei".

    Gültig, gestern und heute. Und wenn wir die Merkels und ihre Bande so weiter machen lassen, gilt das alles auch morgen! Scham und Schande!!

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    ...interessanter finde ich, dass die EU Geld für die Versklavung afrikanischer Flüchtlinge ausgibt.

    • @81331 (Profil gelöscht):

      Im Artikel steht weder, wieviel Geld die EU für irgendwas ausgibt, noch das sie das Geld für die Versklavung afrikanischer Flüchtlinge ausgibt. Ansich wäre mir diese Tatsache auch vollkommen neu.

  • Es ist erstaunlich, dass man das rasante Bevölerungswachstum als Problem erkennt und aus diesem Grund einen hochrangig besuchten EU-Afrika-Gipfel einberuft, dann jedoch überhaupt keine Maßnahmen zur Verhinderung des rasanten Bevölkerungswachstums auf die Tagesordnung setzt, sondern lediglich ein paar Folgen thematisieren möchte. Als Sofortmaßnahme wäre beispielsweise die kostenlose zur Verfügungstellung einer bestimmten Anzahl von Kondomen uns Anti-Baby-Pillen pro Jahr recht leicht umsetzbar.

    • @DiMa:

      " kostenlose zur Verfügungstellung einer bestimmten Anzahl von Kondomen uns Anti-Baby-Pillen pro Jahr recht leicht umsetzbar."

       

      Schön wäre es, aber so ist es leider nicht, fürchte ich.

       

      Die Verhütungsmittel müssen von der Bevölkerung auch akzeptiert, anerkannt und letzten Endes auch benutzt werden. Sprich es muss eine Einsicht in die Notwendigkeit solcher Mittel vorhanden sein. Und darin sehe ich das weitaus größere Problem.

       

      Die Geburtenkontrolle ist ein tiefer Eingriff in Jahrhunderte alte Kulturen, in Traditionen, in Sitten und Bräuche, welche vor nicht allzu langer Zeit noch ihre Berechtigung hatten. Sie waren z. B. unter häufig klimatisch extremen Bedingungen für das Überleben notwendig.

       

      Ohne z. B. Hilfe bei Entwicklung, Investitionen in Bildung und Möglichkeiten zur Entfaltung insbes. für die Jugend wird man dieses Problem nicht lösen können. Und selbst unter günstigen Bedingungen braucht ein Kulturwandel viel Zeit.

      • @JensF:

        Würde mal sagen, die Bevölkerungsexplosion in Afrika ist vor allem eine Folge der christlichen Missionierungsarbeit. Was das jetzt mit alten Kulturen zu tun haben soll, erschließt sich mir nicht ganz. Woher wollen Sie wissen, das diese alten Kulturen keine Geburtenkontrolle kannten? Alles was wir dort jetzt sehen ist eine Folge der Kolonialisierung und hat wenig zu tun mit alten Kulturen und Traditionen, die wurden nämlich einfach gründlich zerstört.

        • @Ute Krakowski:

          Christliche Missionierungsarbeit? Wieviele der von dem Bevölkerungswachstum betroffenen Länder sind den christlich, überwiegend christlich oder waren irgenwann christlich. Pakistan und Bangladesch (um bewusst außerafrikanische Beispiele zu bennenen) waren nie christlich und haben die weltweit höchsten Bevölkerungsdichten.

           

          Woher wollen Sie wissen, dass sich die alten Kulturen (übrigens teilweise recht barbarische und kriegerische Kulturen) nach ihrer Entdeckung ohne eine Kolonialzeit bis heute positiv entwickelt hätten. Äthiopien war zwar kurzfristig besetzt, jedoch nie Kolonie im eigentlichen Sinne und nach der Beendigung der Besetzung wurde der vormalige König wieder eingesetzt. Ungeachtet dessen ist die Entwicklung nicht wirklich besser.

          • @DiMa:

            Wenn Sie so wenig Ahnung haben, sollte Sie sich wirklich erst mal schlau machen, bevor Sie sich in Diskussionen reinhängen. In den meisten afrikanischen Länder südlich der Sahara leben Christen und Muslime friedlich nebeneinander, Kirche neben Mosche. In vielen dieser Länder, z.B. Kenia, Tansania, Uganda, Kongo, DR Kongo spielt die Kirche eine große Rolle und die katholische Kirche hebt sich besonders dadurch hervor, gegen Aufklärung Stimmung zu machen, Präservative zu verbieten etc. Noch nie was von gehört? Dann wissen Sie auch ganz sicher nicht, was die Kolonialherrschaft dort angerichtet hat und sehen, wie auch die Leute vor 200 Jahren, Afrikaner noch immer als Wilde an ohne ernst zu nehmende eigene Kultur. Schade für Sie.

            • @Ute Krakowski:

              Woraus schließen Sie, dass es diesen Ländern ohne Kolonialzeit heute wirtschaftlich besser oder schlechter gehen würde? Die USA, Kanada, Neuseeland und Australien waren ebenfalls Kolonien mitteleuropäischer Staaten und sind ebenfalls missioniert worden. Ungeachtet dessen haben diese Staaten weder wirtschaftliche Probleme, noch ein überbordendes Bevölkerungswachstum.

              • @DiMa:

                In USA, Kanada und Neuseeland - wo gibt es denn da noch Urbevölkerung? Sie erzählen wohl Witze. Dort wurde erst mal alles ausgerottet, was da war, bevor die Europäer sich auf diese Weise ihrer eigenen Überbevölkerung entledigt haben. Sie haben ja wirklich einen seltsamen Blick auf die Geschichte, muss ich schon sagen. (In Afrika war einfach das Klima zu lebensfeindlich für europäische Besiedlung (außer in Südafrika), deshalb wurde den "Wilden" dort einfach der Wille der Herren aufgezwungen. Als Sklaven in Amiland waren die Leute ja auch gut zu gebrauchen.

            • @Ute Krakowski:

              Und übrigens: Seit wann liegen Pakistan und Bangladesch in Afrika? Klar, Dritte Welt ist Dritte Welt. Irgendwie sind diese Kaffern da unten ja alle so dunkel, sehen gleich aus, vermehren sich viel zu schnell und nehmen uns den Platz weg, nichwahr.

              • @Ute Krakowski:

                "(um bewusst außerafrikanische Beispiele zu bennenen)"!

                • @DiMa:

                  Und was sollen diese außerafrikanischen Beispiele? Asien ist Asien und Afrika ist Afrika. Sie werden ja auch nicht Europa mal einfach so mit Afrika in einen Topf werfen. Hier ist übrigens die Bevölkerungsdichte wesentlich höher als dort. Und wir kriegen von dort eine Menge Nahrung und Rohstoffe, während wir Hauptsächtlich Schrott in die ärmsten Länder exportieren.

          • @DiMa:

            "Wieviele der von dem Bevölkerungswachstum betroffenen Länder sind den christlich?"

             

            Ersetzen Sie christlich durch westlich, dann stimmt der Rest. Wir sind zwar keine Christen mehr, aber unsere Werte wollen wir dennoch weiter in die Welt tragen. Merkel in der Tradition KWII: am westlichen Wesen wird die Welt genesen.

             

            Bangladesch ist gerade ein Land, das relativ erfolgreich versucht, die Geburtenrate zu senken.

        • @Ute Krakowski:

          christlichen Missionierungsarbeit => Transfer westlicher Werte => Zerstörung von überkommenen Kulturen und Traditionen => Elend und Perspektivlosigkeit.

           

          Bestes Beispiel Afghanistan.

          • @A. Müllermilch:

            Na, aber ich glaub die Geschichte Afghanistans liest sich doch noch mal anders als die der meisten afrikanischen Staaten südlich der Sahara. Sei's drum. Ist halt schon ein bisschen sehr verallgemeinernd.

          • @A. Müllermilch:

            Was hat das jetzt mit Afghanistan zu tun? Konsultieren Sie doch mal eine Landkarte, ob Afghanistan in Afrika liegt. Aber Ihr Einwand ist offensichtlich mehr "politischer" Natur. Schade, dass Sie in der Schule so wenig gelernt haben. Die Themen Geografie und Geschichte sind bei Ihnen offensichtlich zu kurz gekommen.

            • @Ute Krakowski:

              Danke. Der versuchte Wertetransfer läuft in Afghanistan genauso wie z.B. in Libyen oder in Mali. Stammesgesellschaften werden nicht passende westliche Demokratieformen aufgedrängt. Afghanistan deswegen, weil d. dort am meisten involviert ist.

  • "weitere Umsiedlung in aufnahmewillige Staaten geplant, in die EU oder andere Staaten außerhalb Europas"

     

    Sehr witzig. Wie viele aufnahmewillige Staaten gibt es denn?

     

    "angesichts des rasanten Bevölkerungswachstums "

     

    Das eigentliche Problem wird nicht angesprochen. Die Menschheit spielt Gott. Höhere Lebenserwartung und niedere Kindersterblichkeit bei gleichbleibender Geburtenrate führt zwangsläufig zu nicht lösbaren Problemen.