Krisenproteste linker Gruppen: Autonome machen mal auf Occupy
Nicht ganz so bunt, dafür richtig antikapitalistisch: Am Wochenende will die radikale Linke in Frankfurt an die Krisenproteste von Occupy anknüpfen.
BERLIN taz | Occupy, was waren das für Zeiten – aber irgendwie so unbestimmt. Mit einem europäischen Aktionstag wollen am morgigen Samstag antikapitalistische Gruppen in zahlreichen europäischen Städten gegen den Kapitalismus und die sozialen Auswirkungen der Finanzkrise protestieren. In Deutschland steht die Finanzmetropole Frankfurt im Fokus des Protests.
Damit wollen vor allem linksautonome und kommunistische Gruppen an die Erfolge der Occupy-Bewegung anknüpfen, um die es seit Beginn des Jahres merklich ruhiger geworden ist. Unter dem Occupy-Label hatten Menschen rund um die Welt zuvor monatelang gegen die Macht der Finanzmärkte und für mehr Demokratie protestiert.
In Deutschland hatten sich daraufhin zum Jahresbeginn zahlreiche Initiativen - von linksradikalen Gruppen über Attac bis zu den Gewerkschaften - zusammengefunden, um gemeinsam mit anderen europäischen Gruppen die Proteste wieder aufleben zu lassen.
„Es ist unser Anspruch, antikapitalistische Kritik wahrnehmbar zu machen“, sagt Felix Sommer, der im Berliner Krisenbündnis aktiv ist und mit zu den Protesten in Frankfurt aufruft.
Frankfurter Occupy-Camp beteiligt sich nicht offiziell
Organisiert wird der Samstagsprotest von dem kommunistischen Bündnis „umsGanze!“, verschiedenen linken Initiativen und zahlreichen Bündnissen in verschiedenen deutschen Städten. Das Frankfurter Occupy-Camp beteiligt sich dagegen nicht offiziell an den Wochenendprotesten. Gegenüber der taz hieß es: „Occupy ist nicht antikapitalistisch. Occupy kritisert den Kapitalismus und weist auf die Missstände hin.“ Das Frankfurter Occupy-Camp sei aber solidarisch mit den Protesten.
Außer in Frankfurt, wo es am Samstag zur Baustelle des neuen Gebäudes der Europäischen Zentralbank (EZB) gehen soll, sind bislang auch in Athen, Madrid oder Wien, in Zagreb, Utrecht und Kiew Demonstrationen geplant.
Einige von ihnen dürften aufgrund geringer Teilnehmerzahl aber eher symbolischen Charakter haben. Auch in New York wollen sich Kapitalismusgegner am Union Square treffen um sich mit den europäischen Demonstranten solidarisch zu zeigen.
Geht es nach den Organisatoren der Frankfurt-Demo, dann soll der sogenannte „Frühjahrsputz“ am Samstag in Frankfurt ein „antikapitalistisches Warmlaufen für die rebellischen Maifestspiele“ werden, die für Mitte Mai unter dem Motto „Blockupy Frankfurt“ in der hessischen Landeshauptstadt geplant sind. Vom 16. bis 19. Mai soll in Frankfurt über mehrere Tage das Bankenviertel mit zahlreichen Aktionen zivilen Ungehorsams blockiert werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“