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Krise in der UkraineBürgermeister von Kiew abgesetzt

Präsident Janukowitsch feuert den Bürgermeister von Kiew wegen des brutalen Vorgehens gegen Protestler. Unterdessen demonstrieren beide Seiten erneut.

Greift durch: Präsident der Ukraine, Viktor Janukowitsch. Bild: dpa

KIEW afp/dpa | Wegen des brutalen Vorgehens gegen prowestliche Demonstranten ist der Bürgermeister der ukrainischen Hauptstadt Kiew seines Amtes enthoben worden. Bürgermeister Alexander Popow sowie der stellvertretende Chef des ukrainischen Sicherheitsrates, Wladimir Siwkowitsch, seien abgesetzt worden, erklärte das ukrainische Präsidialamt am Samstag. Grund sei die „mutmaßliche Verwicklung“ der beiden in die „Verletzung der Rechte“ der Demonstranten auf dem Unabhängigkeitsplatz in Kiew Ende November.

Die beiden hätten Druck auf den Kiewer Polizeichef ausgeübt, Gewalt gegen die Demonstranten einzusetzen, sagte Generalstaatsanwalt Viktor Pschonka vor Journalisten. Die Empörung über das brutale Vorgehen der Polizei in Kiew Ende November hatte der Protestbewegung in der Ukraine neuen Zulauf verschafft.

Unterdessen haben am Samstag erneut zehntausende Menschen in Kiew gegen, aber auch für den ukrainischen Präsidenten Janukowitsch demonstriert - und das im Abstand von wenigen Hundert Metern. Als Antwort auf die wochenlangen prowestlichen Proteste mobilisierte nun auch das russlandfreundliche Regierungslager seine Anhänger in der Hauptstadt. Dort versammelten sich bei sonnigem Winterwetter nach Medienberichten mehr als 20 000 Unterstützer von Janukowitsch zu einer zweitägigen Kundgebung. Die regierende Partei der Region sprach von 200 000 Teilnehmern.

Die Kundgebung trennten nur rund 300 Meter vom Protestlager der Opposition um Boxweltmeister Vitali Klitschko, wo sich am Samstag ebenfalls etwa 20 000 Menschen aufhielten. Dazwischen waren starke Polizeikräfte im Einsatz. Zwischenfälle gab es zunächst nicht.

Regierungschef Nikolai Asarow kündigte bei der live im Staatsfernsehen übertragenen Veranstaltung ein Wirtschaftsabkommen mit Russland an. „Unser Markt ist Russland. In der kommenden Woche unterzeichnen wir in Moskau wichtige Vereinbarungen mit Russland, die uns neue Arbeitsplätze bringen werden“, sagte Asarow.

Die frühere Sowjetrepublik ist in der Frage einer Partnerschaft mit der EU oder mit Russland tief gespalten. Janukowitsch hatte auf Druck Moskaus den Abschluss eines Assoziierungsabkommens über engere Zusammenarbeit und freien Handeln mit der EU vor mehr als drei Wochen verweigert. Das war der Auslöser für die Straßenproteste. Für diesen Sonntag hat die Opposition eine neue Massendemonstration mit Hunderttausenden Menschen angekündigt.

Die Teilnehmer der regierungsnahen Kundgebung reisten mit Sonderzügen und Dutzenden Bussen aus Janukowitschs Hochburgen im Osten und Süden des Landes zu der Kundgebung „Retten wir die Ukraine - unser gemeinsames Vaterland“ nach Kiew.

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5 Kommentare

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  • J
    Jon

    Beide Seiten (EU und Russland) betreiben hier einfach klare Machtpolitik(linkergesinnte Genossen können "klar" auch gerne gegen "eiskalt" austauschen)!

     

    Die EU versucht in die traditionelle Machtsphäre Russlands einzudringen - Russland wehrt sich.

    EU_Medien berichten davon wie selbstsüchtig Russland die Ukraine unter Druck setzt und russische Medien machens umgekehrt.

    Die "souveräne" Ukraine ist zwar souverän aber zu klein um ohne Großen Partner weit zu kommen deswegen das ganze Theater zumindestens meiner Meinung nach.

  • K
    kommentator

    wenn morgen 5000 demonstranten von frau merkel neuwahlen fordern den pariser platz blockieren und meterhohe barikaden bauen,dann möchte ich sehen ob die nato der kanlerin droht wenn die polizei mit gewalt diesen platz räumen würde und sie würde.ich möcht mich gar nicht auf eine seite schlagenich möchte nur umfassend und unabhängig informiert werden und dazu gehört nunmal auch die seite von janukowitsch zu wort kommen zu lassen.

  • M
    m

    Wie die Politker verlogen sind,der eine sagt das Abkommen mit der EU wir Unterschrieben,und Asarow sagt ein Abkommen mit Russland wird Unterschrieben was nun?. M.E. kam der Befehl des Angriffes auf die Demonstranten von ihm,und einige andere Politiker sind die Bauernopfer. Mich würde es nicht wundern wenn er auch Haftbefehle gegen die Opposition in Aufrag gibt. Russland übt Druck auf die Regierung in der Ukraine aus,in dem alle Waren blockiert werden, und dann mit der Gas Lieferung wird die Ukraine erpresst.Russland muss kapierten das die Ukraine ein eigenständiges Land ist.Es ist gut das die Europäischen Politiker,die Tür offen halten für den Betritt der EU. Und das sie versuchen zu vermitteln.

    • K
      kommentator
      @m:

      die nato bezeichnet die ukraine als IHR partnerland und droht dem rechtmäßig gewählten präsidenten mit"maßnahmen"wenn dieser verhindert,das die opposition die gewählte regierung und das gewählte parlament stürtzt und sich herr klitschko als defaktodiktator selbst einsetzt.die ukraine ist zum zankapfel zwischen der nato und russland geworden,die menschen spielen da keine rolle mehr.interessant ist das fast alle medien die selbe meinung vertreten wie das kanzleramt und den rücktritt des mit 78% gewählten präsidenten verlangen.

      das das abkommen mit der eu von der ukraine verlangt höhere zölle für waren aus russland zu nehmen wird erst gar nicht erwähnt.

    • K
      kommentator
      @m:

      russland übt kein druck aus,es will seine schulden bezahlt haben wenn die ukraine das abkommen mit der eu unterschreibt hat das auch wirtschaftliche nachteile für russland.seit wann ist russland verpflichtet anderen ländern ihre schulden zu erlassen oder erdgas zum halben weltmarktpreis anzubieten.20 millarden euro schaden würde die wirtschaft der ukraine laut iwf nehmen wenn sie das abkommen unterzeichnetals ausgleich bietet die 200 millionen euro.