Krise in der Photovoltaikindustrie: Solarworld wieder mit Verlusten
Deutschlands größter Solarzellen- und Modulhersteller leidet unter der chinesischen Konkurrenz. Nun will das Unternehmen Arbeitsplätze streichen.
Verantwortlich ist das Preisdumping durch chinesische Konkurrenten. Diese würden Zellen und Module unter den Herstellungskosten auf dem Weltmarkt verkaufen und die Preise drücken. Nun will das Unternehmen 400 von 3.300 Arbeitsplätzen einsparen.
Künftig sollen im sächsischen Freiberg keine Zellen, sondern nur Module gefertigt werden. Das sind die kompletten Anlagen, die die Kunden kaufen. Die Zellproduktion will man dagegen in Arnstadt (Thüringen) konzentrieren, wo es keine Modulherstellung mehr geben soll. Außerdem plant Asbeck, sich auf monokristalline Photovoltaik-Zellen zu spezialisieren, die mehr Energie erlösen. Damit will er bis 2019 wieder in die Gewinnzone kommen.
Nach der Gründung 1998 war Solarworld zunächst eine Erfolgsgeschichte. Dank des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes der rot-grünen Regierung unter Gerhard Schröder, der hohen Festpreise für Solarstrom und des dadurch ausgelösten Nachfragebooms wuchs das Unternehmen rapide. 2006 kaufte Asbeck die Solarsparte des Ölkonzerns Shell, 2007 erwarb er eine Fabrik im US-Staat Oregon, dann übernahm man die Solarfiliale von Bosch in Arnstadt. Sogar die Übernahme von Opel wurde anvisiert, um daraus den ersten „grünen“ Automobilbauer zu machen. Doch General Motors lehnte ab.
Eine halbe Milliarde Euro verloren
2012 war die Glückssträhne zu Ende. Unter dem Strich stand ein Verlust von mehr als einer halben Milliarde Euro. Vor allem zwei Ursachen spielten eine Rolle: Erstens kürzte die Bundesregierung die Einspeisevergütung für erneuerbare Energien, weil die steigenden Kosten zu politischen Konflikten führten. Zweitens stiegen chinesische Firmen in den Weltmarkt ein. Sie sorgten dafür, dass die Preise für PV-Zellen und Module massiv zurückgingen.
Solarworld stand kurz vor dem Aus. Nur mit einem Schulden- und Kapitalschnitt überlebte die Firma. Danach ging es wieder etwas aufwärts, auch weil Asbeck gegen die chinesischen Importe klagte und Strafzölle durchsetzte. Behoben ist das grundsätzliche Problem damit aber nicht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israel, Nan Goldin und die Linke
Politische Spiritualität?
Prozess gegen Letzte Generation
Wie die Hoffnung auf Klimaschutz stirbt
Börsen-Rekordhoch
Der DAX ist nicht alles
Machtkämpfe in Seoul
Südkoreas Präsident ruft Kriegsrecht aus
Nikotinbeutel Snus
Wie ein Pflaster – aber mit Style
Innenminister zur Migrationspolitik
Härter, immer härter