Krise in der Elfenbeinküste: Nach der Schlacht von Abobo

Die zweitägigen Kämpfe in dem Stadtviertel im Norden von Abidjan haben mehrere Dutzend Tote gefordert. Sogar die UN-Blauhelme durften nicht nach Abobo.

Einwohner von Abobo neben schwelenden Resten eines Trucks. Bild: dapd

"Der von Laurent Gbagbo programmierte Genozid ist im Gange": Mit diesem Appell wandte sich am Mittwoch abend nach zwei Tagen blutiger Kämpfe im Abidjaner Stadtteil Abobo eine mysteriöse "Koalition Republikanischer Streitkräfte" in der Elfenbeinküste an die Öffentlichkeit. Die Armee sei nun aufgefordert, "mit allen Mitteln" weiteres Blutvergießen zu vermeiden. Offenbar wurde der Appell von Sympathisanten des ivorischen Wahlsiegers Alassane Ouattara innerhalb der Streitkräfte des bisherigen Machthabers Laurent Gbagbo lanciert.

Die zweitägigen Kämpfe mit schweren Waffen in Abobo, einem der größten Stadtteile Abidjans am Nordrand der Metropole, waren die ersten direkten militärischen Auseinandersetzungen zwischen Gbagbo- und Ouattara-Anhängern in Abidjan seit Ausbruch der Krise, die die Nichterkennung von Ouattaras Wahlsieg durch Gbagbo Anfang Dezember nach sich gezogen hat. Sechs Polizisten und "mehrere Dutzend Feinde" seien allein am Busbahnhof von Abobo gegenüber vom Sitz der Gemeindeverwaltung getötet worden, berichtete gestern die Lokalzeitung Soir Info. Die Zahl der getöteten Polizisten, zu denen auch Angehörige diverser Sondereinheiten des Militärs gezählt werden, liege insgesamt bei 18.

Wer die "Feinde" sind, blieb auch gestern mysteriös. Die Gbagbo-treuen Medien Abidjans stellen die Kämpfe als gelungene Abwehr eines Rebellenangriffs dar. Die nordivorischen Rebellen FN (Forces Nouvelles) hingegen, die Ouattara unterstützen und dessen Kämpfer ihn zusammen mit UN-Blauhelmen in Abidjan schützen, wiesen in einer gestern veröffentlichten Erklärung jede Verwicklung in die Gewalt zurück und sprachen von Kämpfen innerhalb der Gbagbo-Streitkräfte zwischen regulären Soldaten und von Gbagbo angeheuerten ausländischen Milizionären.

Am gestrigen Donnerstag war Abobo zunächst ruhig. In der Nacht hatten Gbagbos Streitkräfte das Stadtviertel komplett abgeriegelt. Selbst die UN-Blauhelmmission in der Elfenbeinküste (Unoci) und ihr Chef Choi Young-Jin durften am späten Mittwoch nicht nach Abobo fahren, um sich ein eigenes Lagebild zu verschaffen. Ouattaras Regierung äußerte die Befürchtung, es könnten dort jetzt Massaker im Gange sein. Augenzeugen berichteten allerdings gestern gegenüber Journalisten, sie hätten in der Nacht anders als in den zwei Nächten zuvor keine Schüsse mehr gehört. Am Donnerstag früh zogen die Soldaten ab.

Gbagbo-treue Medien in Abidjan beharren darauf, Ouattara-treue Rebellen seien im Begriff, einen Stadtteil nach dem anderen zu infiltrieren. "Wir befinden uns im Krieg", erklärte Gbagbos Innenminister Emile Guiriéoulou am Mittwoch vor einer Versammlung von Gemeindechefs.

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