Krise im griechischen Fußball: Zeichen des Niedergangs
Im griechischen Profifußball geht es drunter und drüber. Die Besetzung der Ligen ist unklar. Und richtig viel Geld hat nur noch Olympiakos Piräus.
Doch damit nicht genug: Auf dem Transfermarkt ist kaum noch etwas los. Nur ein Verein ignoriert die Finanzkrise Griechenlands: Olympiakos Piräus. Der Klub bringt 90 Prozent der Ablösesummen aller 36 Klubs auf, die alle Vereine in diesem Sommer für aktuelle Neuzugänge aufgebracht haben. Wie dieses Land heißt? Griechenland natürlich.
Seit dem Herbst 2008 tobt die desaströse Hellaskrise. Doch seit Mitte Juni ist sie eskaliert. Hintergrund: Ende Juni schlossen die griechischen Geschäftsbanken. Zugleich wurden rigide Kapitalkontrollen verhängt. Das Ziel: einen Banken-Run zu verhindern. So wollte man den weiteren Abfluss von Geld stoppen.
Die Kapitalkontrollen gelten hierzulande noch immer. Nur 420 Euro darf man von seinem Bankkonto abheben, pro Woche wohlgemerkt. Die Privatwirtschaft ist kollabiert. Auch in diesem Jahr ist das krisengeschüttelte Griechenland in eine tiefe Rezession geschlittert.
Auch der Profisport liegt am Boden. Ob horrende Finanzprobleme der Klubs oder die in Hellas’ Profiligen grassierende Seuche der Spielmanipulationen mit Wettbetrug und nachfolgenden Disziplinar- und Strafprozessen, es leidet immer der Fußball.
Zwei Plätze in Griechenlands 16 Klubs umfassender Super League sind immer noch nicht besetzt. Der Klub Levadiakos hofft darauf, per Disziplinarprozess Korfu aus der Super League zu katapultieren – und so dessen Platz einzunehmen. Ein letztinstanzliches Urteil ist in der Sache aber immer noch nicht gefällt.
Erst Mitte Juli gab Verbandschef Georgios Girtzikis bekannt, dass Hellas’ zweite Liga aus 20 Klubs bestehen werde. Wer dort genau kicken werde, hänge aber noch vom Ausgang diverser anhängiger Prozesse in der Sportgerichtsbarkeit ab, stellte Girtzikis frustriert fest. Es sei zudem noch abzuwarten, welche Klubs überhaupt an der zweiten Liga teilnehmen wollten. Besser: Wer kann sich das leisten?
Transfermarkt ist praktisch tot
Fest steht: In Griechenlands Profifußball hat spätestens in diesem Sommer die Stunde null geschlagen. Das Credo der notorischen Berufsoptimisten ob der allenthalben leeren Klubkassen lautet frei nach Trainerlegende Otto Rehhagel: „Geld schießt keine Tore.“ Lediglich Serienmeister Olympiakos Piräus hat bis dato 11,8 Millionen Euro für Neuzugänge ausgegeben. Dem stehen nur 880.000 Euro Klubeinnahmen für Abgänge gegenüber.
Ansonsten ist der hellenische Transfermarkt faktisch tot. Nur Paok Saloniki mit zusammen 950.000 Euro, Panathinaikos Athen (650.000 Euro) sowie Aufsteiger AEK Athen (160.000 Euro) haben Geld für Neuzugänge ausgegeben. Alle übrigen Profiklubs, auch die Europa-League-Teilnehmer Asteras Tripolis und Atromitos Athen, haben ihre neuen Spieler diesmal ablösefrei verpflichtet.
Panathinaikos wurde in der vorigen Saison mit einem Mini-Etat von rund fünf Millionen Euro Vizemeister. Der omnipotente Klubchef Jannis Alafouzos, Spross einer reichen Reederfamilie, hat für dieses Jahr sein Plazet dafür erteilt, dass die Grünen mit dem Kleeblatt heuer ein paar Euro mehr ausgeben dürfen. Mit Michael Essien wechselte ein Ex-Champions-League-Sieger vom AC Mailand zu Panathinaikos, ablösefrei versteht sich. Essiens Jahresgehalt bis zum Sommer 2017: stattliche 1,2 Millionen Euro.
Die griechischen Basketballklubs stehen hingegen deutlich besser da, zumindest die Topvereine Olympiakos Piräus und Panathinaikos. Insbesondere die Hafenstädter wollen auch in dieser Euroleague-Saison angreifen. In der Vorsaison schafften sie mit einem Etat von rund 10 Millionen Euro den Sprung ins Finale. Im Vergleich zu Europas Spitzenvereinen war dies aber ein eher bescheidener Betrag. Das soll sich in dieser Saison nicht ändern.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!