Kriegsverbrechen in Mosambik: 36 Schüsse auf wehrlose Frau
Auf einem Video aus Mosambik ist zu sehen, wie Soldaten im Kampf gegen Islamisten eine wehrlose Frau hinrichten.
![Zwei Soldaten stehen bewaffnet auf ener staubigen Straße Zwei Soldaten stehen bewaffnet auf ener staubigen Straße](https://taz.de/picture/4382066/14/Kriegsverbrechen_Mosambik_Frau_Hinrichtung_-1.jpeg)
Das Video stammt aus dem Krieg, den Mosambiks Armee gegen islamistische Rebellen führt – in der Nordprovinz Cabo Delgado, wo Mosambik auf die Erschließung gigantischer Erdgasvorkommen im Meer setzt. Die Rebellenbewegung Ansar al-Sunna wird in Mosambik „Shabaab“ (Jugend) genannt, so wie in Somalia weiter nördlich.
Der Krieg hat seit 2017 über 1.500 Tote und 250.000 Vertriebene gefordert, seit Mitte August halten die Aufständischen die Hafenstadt Micimboa da Praia besetzt.
Die Regierung nennt das Hinrichtungsvideo „terroristische Propaganda“. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International widerspricht: sie habe die Aufnahme authentifiziert. Demnach entstand sie während einer Regierungsoffensive auf den Ort Awasse 30 Kilometer von Micimboa da Praia entfernt. Die Armee erlitt dabei hohe Verluste – 70 Tote, darunter Soldaten aus Tansania, behaupteten die Islamisten. Die Aufnahmen sollen vor dem Umspannwerk von Awasse entstanden sein.
Amnesty hatte schon vergangene Woche Mosambiks Armee Scheinhinrichtungen, das Abschneiden von Ohren und Fußtritte gegen gefesselte Gefangene vorgeworfen.
Die Videoaffäre kommt inmitten zunehmender Zerwürfnisse innerhalb der Streitkräfte. Die Eliteeinheit der Antiaufstandspolizei UIR soll unzufrieden sein, weil sie weniger Gefahrenzulagen bekommt als die reguläre Armee.
Mosambiks Polizeichef Bernardino Rafael reiste kürzlich in die umkämpfte Provinz Cabo Delgado, um in der Hauptstadt Pemba mit dem 6. Bataillon der UIR zu sprechen. „Verteidigung hat keinen Preis“, sagte er.
Mosambiks Präsident Felipe Nyusi hatte vor zwei Monaten Sonderzahlungen für die kämpfenden Truppen versprochen, doch „das Parlament hat das Geld noch nicht bewilligt“, sagte Vizefinanzministerin Carla Louveira.
Ein Sicherheitsexperte warnte gegenüber der taz, die Krise in Mosambik ähnele dem Beginn des Aufstandes der Islamistengruppe Boko Haram in Nigeria 2009. „Über ein Jahrzehnt später hat sich die Krise ausgeweitet, teils wegen der Demoralisierung der nigerianischen Streitkräfte. Die Krise in Mosambik kann ähnliche Ausmaße annehmen, wenn die Unzufriedenheit in den Sicherheitskräften andauert.“
Und auch in Nigeria geht der Kampf gegen Terror mit Verbrechen einher.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Trump und die Ukraine
Europa hat die Ukraine verraten
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche
Gerhart Baum ist tot
Die FDP verliert ihr sozialliberales Gewissen
80 Jahre nach der Bombardierung
Neonazidemo läuft durch Dresden
Mitarbeiter des Monats
Wenn’s gut werden muss