Krieg verfeindeter Banden in Mexiko: Massaker bei Gefangenenbefreiung

Beim Angriff auf ein Gefängnis im mexikanischen Ciudad Juárez werden 14 Menschen getötet. 24 Gefangene entkommen, darunter ein Bandenchef.

Sicherheitsleute vor einem Gefängnisgebäude

Sicherheitsleute während des Angriffs auf das Gefängnis Cereso Nr. 3 Foto: Jose Luis Gonzalez/reuters

BERLIN taz | Das neue Jahr hat im mexikanischen Ciudad Juárez mit einem Massaker begonnen: Beim Angriff eines bewaffneten Kommandos auf das Gefängnis Cereso Nr. 3 in der mexikanischen Grenzstadt starben 14 Menschen und 13 wurden verletzt. Mindestens 24 Inhaftierte konnten flüchten. Die Angreifer erschienen am frühen Sonntagmorgen mit gepanzerten Fahrzeugen vor der Haftanstalt und eröffneten das Feuer auf Polizisten und Wärter. Zugleich kam es innerhalb der Gefängnismauern zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Gefangene zündeten Matratzen und Decken an.

Nach Einschätzungen der Staatsanwaltschaft des Bundesstaates Chihuahua verfolgte mit dem Angriff eine kriminelle Bande das Ziel, gegen ihre Gegner vorzugehen. In der Stadt an der US-Grenze kämpfen mehrere kriminelle Kartelle um die Kontrolle des Drogenschmuggels und anderer illegaler Geschäfte. Laut Pressemeldungen konnte Alfredo Piñón de la Cruz, genannt „El Neto“ flüchten. Er ist der Anführer der Gruppe Los Mexicles, einer von mehreren Banden, die in Ciudad Juárez für das Sinaloa-Kartell arbeiten, eine der wichtigsten mexikanischen Mafiaorganisationen.

Obwohl lokale, bundesstaatliche und föderale Polizeieinheiten sowie Nationalgardisten und die Armee im Einsatz waren, bekamen die Sicherheitskräfte die Lage erst nach fünf Stunden unter Kontrolle. Vier der Toten sind Gefangene, die anderen Wärter und Sicherheitskräfte. Außerhalb des Gefängnisses mussten sich zahlreiche Angehörige von Inhaftierten in Sicherheit bringen. Ihnen zufolge schossen die Angreifer unkontrolliert um sich.

„Wir hörten Explosionen und sind gerannt“, sagte eine Augenzeugin der lokalen Zeitung La Verdad. Bis in den späten Nachmittag seien Krankenwagen und Polizeieinheiten in das Gefängnisgebäude gefahren. Auch an anderen Orten der Stadt kam es zu bewaffneten Angriffen. Unter anderem wurden vier Polizisten von Kriminellen beschossen.

Getrennte Trakte für unterschiedliche Kartelle

Im dem Gefängnis sitzen insgesamt rund 1.300 Menschen ein. Das Gefängnis ist in Blöcke aufgeteilt, in denen die Mitglieder der verschiedenen Kartelle getrennt voneinander untergebracht sind. Viele Haftanstalten in Mexiko spielen für die Mafia­organisationen eine zentrale Rolle. Von dort aus werden Geschäfte gemacht, Angriffe gesteuert und Kämpfe zwischen rivalisierenden Banden ausgetragen. Bei insgesamt fünf gewalttätigen Auseinandersetzungen in dem Gefängnis in Ciudad Juárez sind in den letzten 14 Jahren Dutzende von Insassen und Wärtern gestorben.

Am 11. September weitete sich ein Aufstand auch außerhalb der Gefängnismauern aus. Restaurants, Tankstellen und ein Reisebus wurden mit Schüssen und Molotowcocktails angegriffen. Elf Menschen starben, darunter viele Unbeteiligte. Mit den Angriffen sollte offensichtlich verhindert werden, dass „El Neto“ in ein anderes Gefängnis verlegt wird. Informationen lokaler Medien zufolge wurden nach der jetzigen Attacke in „El Netos“ Zelle zehn Feuerwaffen gefunden. Zudem sollen sich dort ein Whirlpool, ein Plasmabildschirm und alkoholische Getränke befunden haben.

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