Krieg in der Ukraine: Schwarzer Tag für Schwarzmeerflotte
Die Ukraine greift erneut die Krim an und setzt das Schiff „Nowotscherkask“ außer Gefecht. Es ist nicht der erste erfolgreiche Angriff dieser Art.
Mit seinen Äußerungen kommentierte Oleschtschuk das Ergebnis ukrainischer Luftangriffe auf die Krim am frühen Dienstagmorgen. Dabei soll das Landungsschiff „Nowotscherkask“, das zur russischen Schwarzmeerflotte gehört, im Hafen der Stadt Feodossija im Osten der 2014 von Russland völkerrechtswidrig annektierten Halbinsel zerstört worden sein.
Am Dienstag kursierten auf ukrainischen Webseiten, wie dem Portal focus.ua, Fotos von den Überresten der „Nowotscherkask“, die zu einem U-Boot mutiert ist. Aus dem Wasser ragen nur noch einige Stahlkonstruktionen heraus.
Zuvor hatte bereits das russische Verteidigungsministerium den Vorfall bestätigt. In der Nacht zu Dienstag sei die „Nowotscherkask“ beschädigt worden, als versucht worden sei, einen Angriff der ukrainischen Streitkräfte mit Flugzeuglenkraketen auf den Stützpunkt Feodossija abzuwehren. Dabei seien zwei ukrainische Flugzeuge vom Typ SU-24 abgeschossen worden, heißt es in einer Erklärung. Diese Information wurde von Kyjiwer Seite bislang nicht bestätigt. Die ukrainische Seite meldete ihrerseits den Abschuss mehrerer russischer Kampfjets in der Region Cherson, was Russland wiederum nicht bestätigt.
Drei Beerdigungen
Auch der von Russland eingesetzte Gouverneur der Krim, Sergej Aksjonow, meldete sich auf Telegram zu Wort. Bei den Angriffen in der Nacht zu Dienstag seien ein Mensch getötet sowie zwei weitere Personen verletzt worden. Zudem seien mehrere Gebäude beschädigt worden, deren Bewohner*innen hätten evakuiert werden müssen.
Die „Nowotscherkask“, auf der Danziger Werft gebaut und 1987 in Betrieb genommen, war nicht zum ersten Mal Ziel von Angriffen. Am 24. März 2022 geriet das Kriegsschiff im Hafen der von russischen Truppen besetzten Stadt Berdjansk im Gebiet Saporischschja unter Beschuss. Die Behörden der Krim meldeten kurz darauf die Beerdigung von drei Matrosen der Besatzung der „Nowotscherkask“. Einen Monat später versenkten ukrainische Truppen mit Neptun-Raketen den Kreuzer „Moskwa“, das Prestigeobjekt der Schwarzmeerflotte. Die Zahl der dabei getöteten russischen Matrosen ist bis heute nicht bekannt.
Seitdem kommt es immer wieder zu ukrainischen Angriffen auf russische Militäreinrichtungen auf der Krim. Im September wurde der russische Flottenstab in der Hafenstadt Sewastopol getroffen. Dabei wurden ein weiteres Landungsschiff sowie ein U-Boot außer Gefecht gesetzt. Anfang November kam es zu einem Raketenangriff auf eine Werft in Kertsch, bei dem ein Kriegsschiff beschädigt wurde. Mittlerweile hat Moskau einen Teil seiner Schwarzmeerflotte zurückgezogen beziehungsweise verlegt.
Unterdessen wurden Details zu den geplanten Änderungen von Bestimmungen zur Mobilmachung in der Ukraine bekannt. Seit wenigen Tagen liegen dem ukrainischen Parlament entsprechender Gesetzentwürfe vor. So wird das Alter für eine Einberufung von 27 auf 25 Jahre gesenkt. Nach spätestens sechs Monaten Kampfeinsatz müssen die Soldaten ausgewechselt werden, um sich erholen zu können. Die Zeitspanne der Regeneration darf nicht kürzer als zwei Monate sein.
Bis zu drei Jahre Haft
Der Gesetzentwurf sieht auch Strafen für das Nichterscheinen beim Wehrmelde- und Einberufungsamt vor. In diesem Fall kann es Verweigerern beispielsweise untersagt werden, ins Ausland zu reisen. Auch das Recht, ein Auto zu führen oder einen Führerschein zu erwerben, kann eingeschränkt werden. Wer sich im Zuge einer Mobilmachung dem Armeedienst entzieht, muss mit Sanktionen rechnen – darunter Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren.
In der vergangenen Woche hatte sich Präsident Wolodymyr Selenskyj bei seiner Jahrespressekonferenz auch zu Fragen hinsichtlich einer Mobilmachung geäußert. Er war jedoch konkrete Antworten schuldig geblieben. Die Führung der ukrainischen Armee hatte kürzlich den Bedarf an zusätzlichen Soldaten mit 500.000 beziffert.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Neue EU-Kommission
Es ist ein Skandal
Gespräche in Israel über Waffenruhe
Größere Chance auf Annexion als auf Frieden