Krieg in der Ukraine und in Russland: Russland bombardiert Ukraine wieder massiv
Schwere Schäden am Weltkulturerbe in Odessa, zahlreiche Tote in anderen Städten und ein blutiger Angriff im ukrainisch besetzten Sudscha in Russland.
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2023 hatte die Unesco die Altstadt von Odessa, einschließlich der am Freitag beschädigten Bauwerke, zum Weltkulturerbe erklärt. Diese Wahrzeichen sind damit durch das Zweite Protokoll von 1999 zur Haager Konvention von 1954 geschützt, das den Erhalt von Kulturgütern in bewaffneten Konflikten regelt.
Ohne Russland namentlich zu nennen, verurteilte die Unesco jetzt den Angriff. Die Organisation gab weiter bekannt, dass man ein Team mit der Dokumentation der Schäden beauftragt habe. Dieses Team werde auch in Zusammenarbeit mit der ukrainischen Regierung dringende Maßnahmen zur Schadensbegrenzung unternehmen.
In der Nacht von Freitag auf Samstag wurden laut ukrainischen Angaben mindestens 18 Menschen bei russischen Angriffen getötet, darunter mindestens 14 bei einem Raketenangriff auf ein Wohngebäude in der zentralukrainischen Stadt Poltawa. Unter den Todesopfern seien zwei Kinder, teilten die lokalen Behörden mit.
Angriff auf Wohnheim in ukrainisch besetztem Sudscha
Zudem wurden bei Angriffen in der nördlichen Region Sumy drei Menschen getötet. In Sumy hatte es bereits einige Tage zuvor einen schweren russischen Angriff gegeben, dessen Opferzahl mittlerweile auf 11 gestiegen ist. Ein weiteres Todesopfer gab es demnach in der angrenzenden Region Charkiw.
Am Samstagabend sollen auch in der von der Ukraine besetzten russischen Grenzstadt Sudscha einige Dutzend Zivilisten bei einem Raketenangriff auf ein Wohnheim ums Leben gekommen sein. Das russische Portal lenta.ru spricht von einem ukrainischen Angriff mit US-Raketen und zitiert einen Militärblogger, der vermutet, die ukrainischen Streitkräfte wollten Russland diskreditieren.
Demgegenüber berichtet die ukrainische Zeitung Ukrainska Prawda unter Berufung auf Militärquellen, dass das Wohnheim mit russischen Raketen angegriffen worden sei. 95 Menschen seien noch unter den Trümmern.
Auch Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj beschuldigt Russland dieses Luftangriffs auf das Wohnheim: „So führt Russland Krieg“, schreibt Selenskyj auf X: „Eine Schule in Sudscha, im Gebiet Kursk, auf russischem Territorium, mit Zivilisten, die auf ihre Evakuierung warten. Und dann hat eine russische Bombe das Gebäude zerstört, obwohl sich in diesem Dutzende von Zivilisten befanden.“
Morde an Mitarbeitern der ukrainischen Militärbehörde
Unterdessen erschüttern zwei Morde an Mitarbeitern der für die Rekrutierung zuständigen Militärbehörde TZK die ukrainische Gesellschaft. In Piryatyn, einer Stadt in der Region Poltawa, wurde Ende vergangener Woche ein Mitarbeiter des Rekrutierungsbüros erschossen, als er frisch mobilisierte Soldaten zu einer Militäreinheit fahren wollte.
Außerdem wurde bei einer Explosion im TZK der Stadt Rivne am Samstagnachmittag eine Person getötet, sechs weitere wurden verletzt, berichtet Interfax-Ukraine unter Berufung auf die Polizei.
In der ukrainischen Bevölkerung ist das TZK unbeliebt, fangen doch Angehörige dieser Behörde zuweilen Männer auf der Straße ab, um sie gegen ihren Willen an die Front zu schicken. Auch beim Militär ist das TZK unbeliebt: „Die vom TZK schicken uns Leute, die entweder aufgrund ihrer körperlichen Verfassung gar nicht in der Lage sind, an der Front zu kämpfen, oder auch einfach absolut unmotiviert sind“, sagt ein ukrainischer Soldat gegenüber der taz. Der Soldat befehligt eine kleine Gruppe von einem Dutzend Mann und möchte seinen Namen nicht in der Zeitung sehen.
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