Krieg in Syrien: Luftangriff auf Hilfskonvoi
Eine Fahrzeugkolonne mit Versorgungsgütern ist bei Aleppo bombardiert worden. Die USA stellen die mit Russland vereinbarte Zusammenarbeit in Frage.
Egeland sagte, die Fahrzeuge des Syrischen Roten Kreuzes hätten auf einer Routinefahrt in einem ländlichen Gebiet der Provinz Aleppo Versorgungsgüter transportiert und seien bombardiert worden, als sie gerade entladen wurden. Die Organisation bestätigte den Angriff. Die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete, zwölf Fahrer und Mitarbeiter seien getötet worden. Die syrische Zivilverteidigung, die bei Katastrophen schnelle Hilfe leistet, bestätigte die Zahl.
Der UN-Sekretär für humanitäre Fragen, Stephen O'Brien, nannte den Angriff abscheulich und widerwärtig. Falls er absichtlich geflogen worden sei, handle es sich um ein Kriegsverbrechen. Die Fahrzeuge hätten Güter für rund 78 000 Menschen geladen gehabt und alle Konfliktparteien hätten es gewusst. Für so etwas gebe es keine Entschuldigung. Laut UN wurden mindesten 18 der 31 Lastfahrzeuge zerstört.
US-Außenmatssprecher John Kirby kritisierte: „Das Ziel des Konvois war dem syrischen Regime und der Russischen Föderation bekannt und doch sind diese Helfer getötet worden.“ Die USA würden jetzt die Aussichten auf eine Zusammenarbeit mit Russland in Syrien prüfen.
In der Stadt Aleppo selbst kamen bei Luftangriffen auf Rebellenviertel mindestens 20 Zivilisten um, unter ihnen ein einjähriges Mädchen, wie die Beobachtungsstelle mitteilte. Russland erklärte, im Südwesten Aleppos seien Stellungen der Regierungstruppen mit Raketen beschossen worden.
US-Außenminister John Kerry sagte, die als Voraussetzung für eine Kooperation mit Russland vereinbarte Zeit der Waffenruhe sei nicht eingehalten worden. „Wir hatten keine sieben Tage der Ruhe und der Lieferung humanitärer Güter“, sagte er. Russland müsse Syriens Präsident Baschar al-Assad zur Räson bringen. „Russland muss al-Assad kontrollieren“, forderte Kerry. „Wir müssen sehen, wo wir sind und dann geben wir eine Beurteilung ab.“
Kerry sagte, Regierungsbeamte aus Russland und den USA versuchten in Genf, Hilfslieferungen für Aleppo und andere belagerte Städte zu organisieren. US-Regierungsbeamte sagten jedoch, die Bedingungen für eine Zusammenarbeit mit Russland seien noch nicht erfüllt.
Waffenstillstand mit Toten
Die Beobachtungsstelle erklärte, seit Beginn des Waffenstillstands seien 92 Menschen getötet worden, darunter 29 Kinder und 17 Frauen. In dieser Zahl fehlten getötete Kämpfer der Terrormiliz Islamischer Staat, für die der Waffenstillstand nicht gilt. Ebenfalls nicht berücksichtigt seien die 62 syrischen Soldaten, die am Samstag bei einem fehlgeleiteten Luftangriff der USA, Australiens und Dänemarks getötet wurden.
Syrische Staatsmedien berichteten von 32 Verstößen der Rebellen gegen die Waffenruhe allein am Sonntag. Die syrische Opposition warf den Regierungstruppen vor, den Waffenstillstand seit Inkrafttreten 254 Mal gebrochen zu haben. Die Feuerpause sei „klinisch tot“, sagte ein Oppositionsvertreter.
Frankreich kritisierte, dass die USA und Russland ihre Syrien-Vereinbaurung ohne die internationale Gemeinschaft abgeschlossen hätten. Dafür sei eine breite Zusammenarbeit nötig.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestellerautor will in den Bundestag
Nukleare Drohungen
Angst ist ein lautes Gefühl
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen