Krieg in Syrien: Wieder Luftangriffe auf Aleppo
Abermals gibt es Tote in der umkämpften Stadt. Die Lage in Damaskus entspannt sich derweil. US-Außenminister Kerry drängt auf die Einhaltung der Waffenruhe.
In der Stadt im Norden des Landes stehen sich Soldaten von Präsident Baschar al-Assad und Rebellen seit Jahren gegenüber. Die jüngsten Kämpfe haben laut Beobachtern 250 Zivilisten das Leben gekostet und mit zum Abbruch der Friedensgespräche in Genf beigetragen.
Fast 30 Angriffe wurden am Samstag auf Rebellengebiete in Aleppo geflogen, wie die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte. Es sei davon auszugehen, dass die syrische Luftwaffe dafür verantwortlich war. In den Vierteln in der Hand staatlicher Truppen sei es am Samstag etwas ruhiger gewesen, auch wenn sporadisch Granaten aus dem Gebiet der Aufständischen einschlügen.
Seit Beginn der Angriffe am 22. April wurden der Gruppe zufolge 140 Menschen in den von Rebellen, 96 Menschen in den von Regierungssoldaten gehaltenen Stadtteilen getötet. International für besonders scharfe Kritik sorgte ein Angriff auf ein Krankenhaus in Rebellengebiet, bei dem allein 50 Menschen starben.
Entspanntere Lage in Damaskus
Um die einst größte Stadt des Landes wird so erbittert gekämpft, weil ihre vollständige Rückeroberung durch Regierungstruppen ein Triumph Assads über die Aufständischen in dem seit fünf Jahren andauernden Bürgerkrieg wäre. Zusätzlich zu dem Leid für die noch in Aleppo verbliebene Bevölkerung gefährdet die Gewalt dort die von Russland und den USA im Februar vermittelte Waffenruhe.
Die Regierung in Damaskus hat erklärt, diese Vereinbarung durch die neue Feuerpause retten zu wollen. In der nordwestsyrischen Küstenprovinz Latakia schien diese Waffenruhe am Samstag wie auch innerhalb von Damaskus zu halten. Südwestlich der Hauptstadt und außerhalb des Gebiets, für das die neue Feuerpause gelten soll, sollen syrische Hubschrauber nach Angaben der Beobachterstelle jedoch mehrere Fassbomben abgeworfen haben.
Das sogenannte Regime der Ruhe sollte der Regierung zufolge in der Hauptstadt Damaskus und in einer Region östlich davon ab Freitag für 24 Stunden gelten, im Norden der Mittelmeerprovinz Latakia für 72 Stunden.
US-Außenminister John Kerry reist nach Angaben aus Washington am Sonntag zu Syrien-Gesprächen nach Genf. Dort werde er mit seinen Kollegen aus Jordanien und Saudi-Arabien sowie mit dem Sondergesandten der Vereinten Nationen (UN), Staffan de Mistura, zusammenkommen, teilte das Außenministerium am Samstag mit. Bis einschließlich Montag werde Kerry in Gesprächen darauf dringen, Bemühungen um eine Feuerpause in ganz Syrien zu stärken, Zugang für Hilfsorganisationen zur notleidenden Bevölkerung sicherzustellen und auf eine politische Lösung des Konflikts hinzuwirken.
Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) drängt ebenfalls auf eine rasche Fortsetzung der Genfer Friedensgespräche über Syrien. „Ich habe in dieser Woche bei dem syrischen Oppositionsführer Riyad Farid Hidschab dafür geworben, nach Genf zurückzukehren“, sagte Steinmeier in einem vorab veröffentlichten Interview der Welt am Sonntag.
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