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Krieg in SyrienRussische Angriffe auf Homs

Die Provinz Homs steht unter Beschuss der syrischen Armee und der russischen Luftwaffe. Putin kritisiert die USA im Syrien-Konflikt als „nicht konstruktiv“.

Ein Radfahrer durchfährt einen zerstörten Teil der syrischen Stadt Homs. Foto: ap

Beirut afp | Mit Unterstützung russischer Luftangriffe hat die syrische Armee am Donnerstag eine Offensive in der zentralen Provinz Homs begonnen. Der Einsatz sei im Norden und Nordwesten der Provinz gestartet worden, berichtete das syrische Staatsfernsehen unter Berufung auf Armeekreise. Ziel sei es, „Sicherheit und Stabilität in den Dörfern und Städten der Region wiederherzustellen“.

Die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte teilte mit, die russische Luftwaffe habe mindestens 15 Angriffe geflogen. Dabei seien mindestens zehn Menschen getötet worden, darunter sechs Rebellen. Die Beobachtungsstelle berichtete überdies von schweren Gefechten zwischen Regierungstruppen und Rebellen, vor allem südlich des in Rebellenhand befindlichen Orts Talbisseh zwischen den Städten Homs und Hama.

Syrischen Armeekreise verlauteten, dass der Militäreinsatz in Homs in „strategischer Verbindung“ mit dem Einsatz in der Nachbarprovinz Hama stehe. Der Einsatz werde so lange andauern, bis das nördliche Homs „gesichert“ sei und die Verbindungen zwischen Rebellen in Hama und Homs gekappt seien. Die Stadt Homs ist bis auf einen Stadtteil unter Regierungskontrolle, auch die Stadt Hama ist unter Regierungskontrolle. Das Gebiet zwischen den beiden Städten wird von unterschiedlichen Rebellengruppen sowie der mit dem Terrornetzwerk Al-Kaida verbündeten Al-Nusra-Front kontrolliert.

Der Einsatz in Homs ist das jüngste Beispiel für die Kooperation zwischen syrischen Regierungstruppen und der russischen Luftwaffe im Kampf gegen oppositionelle Kämpfer. Russland fliegt seit Ende September Luftangriffe in Syrien, um nach eigener Darstellung „Terroristen“ zurückzudrängen. Washington wirft Moskau jedoch vor, vor allem vom Westen unterstützte gemäßigte Rebellen anzugreifen, um Syriens Staatschef Baschar al-Assad zu stärken.

Der russische Präsident Wladimir Putin wiederum erneuerte am Donnerstag seine Kritik an den USA und warf Washington eine „nicht konstruktive Haltung“ vor. Dem Kreml zufolge weigerten sich die USA, eine russische Delegation zur Syrien-Frage zu empfangen.

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2 Kommentare

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  • Russlands Auswahl der Ziele in Syrien wird zwar immer kritisiert, aber ich kann die Logik dahinter ehrlich gesagt verstehen: Um Syrien zu stabilisieren, müssen gewisse strategisch wichtige Punkte wieder unter Kontrolle der Regierung gebracht werden, bzw. ihre Verteidigung verstärkt werden. Latakia und Umgegend sind nicht deshalb wichtig, weil dort Alawiten leben, sondern weil Syrien den Zugang zum Mittelmeer nicht verlieren darf. Weiterhin liegen im Westen die großen Städte Aleppo, Homs und Hama. Die Karten, auf denen man sieht, welch riesiges Territorium der IS kontrolliert, sehen zwar immer erschreckend aus, doch man muss sich bewusst machen, dass ein großer Teil dieses Gebiets karge, unwirtliche Landschaft ist (von dem Schlauch entlang des Euphrat mal abgesehen) mit nicht allzu dichter Besiedlung. Es ist nicht umsonst ar-Rakka die Hauptstadt des IS und nicht Damaskus. Wenn man die Kontrolle über Syrien zurückerlangen will, dann muss man logischerweise im Westen anfangen, ganz gleich, ob da nun der IS, al-Nusra oder „nur“ gemäßigte Rebellen sind. Wären diese Rebellen wirklich patriotisch, dann würden sie die Kämpfe gegen die Regierung einstellen, so dass diese sich auf den IS konzentrieren kann.

    Wer sich dafür interessiert, wie es zum syrischen Bürgerkrieg gekommen ist, dem kann ich diesen Artikel empfehlen: http://diewirklichewirklichkeit.com/2015/08/03/baschar-al-assad-vom-freundlichen-augenarzt-zum-schlaechter-von-damaskus-in-nur-zwei-monaten/

    • 0G
      0564 (Profil gelöscht)
      @Viktor Mehler:

      Sehe ich auch so, letztlich ist der Zusammenhalt der FSA komplett abhängig vom Sold, der ihnen aus Saudi Arabien bezahlt wird. Für was sie da eigentlich kämpfen ist ihnen mit Sicherheit nicht wirklich klar, beziehungsweise wie es halt immer so ist, die Anführer setzen auf einen Karriereschub. Beim Sieg winken finanziell interessante Posten. Das sieht bei einigen/den Leuten von Nusra und ISIS schon anders aus, die haben ein konservativ gesellschaftliches Ideal vor Augen, das sie verwirklicht sehen wollen.