Krieg in Syrien: Nun auch noch Polio
Wegen des Bürgerkrieges in Syrien sind eine halbe Million Kinder nicht gegen Kinderlähmung geimpft worden. Das rächt sich nun und kann Folgen für die Region haben.
GENF afp | Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat mehrere Fälle von Kinderlähmung in Syrien bestätigt, obwohl die ansteckende Krankheit dort seit 1999 als ausgerottet galt.
Untersuchungen hätten bei zehn von 22 Verdachtspatienten eine Infektion mit Polioviren bestätigt, sagte der Sprecher der Polio-Abteilung bei der WHO, Oliver Rosenbauer, am Dienstag in Genf. Die anderen zwölf Fälle würden noch untersucht. Laut Rosenbauer zeigten alle 22 Kinder akute Lähmungszustände, die bei Poliomyelitis (Kinderlähmung) und anderen Krankheiten auftreten.
Die 22 Kinder leben in der nordöstlichen Provinz Deir al Sur und sind allesamt jünger als zwei Jahre. Laut Rosenbauer wurden sie vermutlich nie gegen Polio geimpft. Weitere Verdachtsfälle seien nicht im Land bekannt, sagte der WHO-Sprecher. Weil es sich um eine ansteckende Krankheit handle, bestehe aber das „große Risiko“, dass das Virus in andere Gegenden gelange und sich in der Region ausbreite.
In der vergangenen Woche hatten Hilfsorganisationen und die syrischen Gesundheitsbehörden bereits damit begonnen, die Impfung von 2,4 Millionen Kindern vorzubereiten. Sie sollen gegen Polio, Masern, Mumps und Röteln geimpft werden.
Nach UN-Angaben sind in den vergangenen zwei Jahren wegen der unsicheren Lage in dem Bürgerkriegsland eine halbe Million Kinder nicht gegen Kinderlähmung geimpft worden. Vor Beginn des Konflikts hatten 95 Prozent der syrischen Kinder eine Polio-Impfung.
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