Krieg in Nahost: Entführt aus dem Chalet
Die israelische Armee hat im Libanon bisher 2.968 Menschen getötet und mindestens eine Million vertrieben. Auch in Nordgaza gehen die Angriffe weiter.
Durch israelische Angriffe wurden im Libanon bisher 2.968 Menschen getötet und mindestens eine Million vertrieben. Neun Dörfer im Süden und Osten haben „keinen Tropfen Wasser“ mehr, so das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen Unicef. Mindestens 29 Wasseranlagen, die sonst mehr als 360.000 Menschen versorgen, seien beschädigt. Reparaturteams fürchten, selbst zum Ziel von israelischen Angriffen zu werden.
In der nördlichen Küstenstadt Batroun kam in der Nacht auf Samstag eine israelische Kommandoeinheit der Marine über das Meer und nahm einen Mann aus einem Chalet am Meer gefangen. Libanesische Beamte identifizierten ihn als Imad Amhaz. Er wurde von den bewaffneten Soldaten aus dem Gebäude geholt und mit Schnellbooten entführt, so libanesische Medien.
Amhaz wird von der israelischen Armee als „Hisbollah-Agent“ bezeichnet. Die Hisbollah hat das nicht bestätigt. Der libanesische Ministerpräsident Najib Mikati verurteilte die Entführung und kündigte an, bei den Vereinten Nationen Beschwerde einzureichen.
Angriff auf das Spital Sheikh Radwan in Nordgaza
Auch in Gaza gehen die Angriffe des israelischen Militärs weiter. Von einem „tödlichen Wochenende voller Angriffe in Nordgaza“, sprach Unicef-Direktorin Catherine Russell am Samstag. „Allein in den letzten 48 Stunden wurden Berichten zufolge über 50 Kinder in Jabalia getötet, wo Angriffe zwei Wohnhäuser dem Erdboden gleichmachten, in denen Hunderte von Menschen untergebracht waren.“
Während einer Polio-Impfaktion in Nordgaza, in der Klinik Sheikh Radwan, traf ein israelischer Angriff am Samstag das Impfzentrum. Laut UN-Angaben wurden mindestens sechs Menschen verletzt, vier davon Kinder. Die Klinik sei getroffen worden, „als Eltern ihre Kinder zur lebensrettenden Polio-Impfung brachten, in einem Gebiet, in dem eine humanitäre Pause vereinbart worden war“, sagte der Leiter der Weltgesundheitsorganisation Tedros Adhanom Ghebreyesus am Sonntag. Der Angriff sei ein weiteres Beispiel für die wahllosen Angriffe auf Zivilist*innen.
In Gaza droht der Bevölkerung durch die israelische Kriegsführung weiter der Tod durch Hunger, Dehydrierung, Infektionskrankheiten, Wasserverschmutzung, Bomben und Folter. Fünfzehn humanitäre Organisationen, darunter UN-Hilfswerke, fordern Israel auf, die Angriffe auf Gaza und Helfer*innen einzustellen. „Krankenhäuser sind fast vollständig von der Versorgung abgeschnitten und weiteren Angriffen ausgesetzt“, schrieben die Organisationen am Freitag.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Wirtschaftsminister bei Klimakonferenz
Habeck, naiv in Baku
Aktienpaket-Vorschlag
Die CDU möchte allen Kindern ETFs zum Geburtstag schenken