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Krieg anderswoKampf um Aceh

■ Alle denken an das Kosovo. Unsere Serie erinnert an aktuelle Konflikte in aller Welt, die leicht vergessen werden. Teil 27

Das Rote Kreuz zählt die Toten, in den Krankenhäusern ringen Verletzte um ihr Leben, Truppen patrouillieren durch die Straßen: Über 30 Menschen starben Anfang der Woche in der indonesischen Provinz Aceh unter den Schüssen der Armee. Die Soldaten hätten in Notwehr gehandelt, weil sie von einer protestierenden Menge umzingelt wurden, erklärten Militärsprecher nach dem Massaker. Zeugen vor Ort sagten hingegen, viele der Opfer seien unbewaffnet gewesen.

Dieser jüngste und mörderischste Zusammenstoß der letzten Jahre hat den Haß auf die Regierung in Jakarta geschürt und der Unabhängigkeitsbewegung „Aceh Merdeka“ – „Freies Aceh“ – neue Sympathien verschafft. Im August 1998 entdeckten Menschenrechtler Massengräber mit etwa 2.000 Toten in der Region am Nordzipfel der Insel Sumatra – Opfer einer im verborgenen organisierten Terrorkampagne des Militärs, um die Guerilla zu vernichten. Anfang der 90er Jahre hatte der damalige Präsident Suharto das Militärrecht über die Region mit ihren 3,5 Millionen Einwohnern verhängt. Zwar haben sich sein Nachfolger B. J. Habibie und Armeechef Wiranto inzwischen für die Grausamkeiten gegen die Bevölkerung öffentlich entschuldigt. Aber bislang mußte kein hoher Militär oder Politiker dafür vor Gericht erscheinen.

Die Rebellion in Aceh ist tief verwurzelt: Schon während der niederländischen Kolonialherrschaft hattem islamische Widerstandsgruppen für die Eigenständigkeit der rohstoffreichen Region gekämpft.

Seit Januar dieses Jahres, als Habibie erstmals die Trennung von Ost-Timor in Aussicht stellte, hat auch die Aceh-Unabhängigkeitsbewegung Hoffnung geschöpft. Sie fordert ebenfalls ein Referendum über die Zukunft ihrer Region. Das lehnen Regierung und Militär jedoch strikt ab. Jutta Lietsch

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