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Kreuzfahrtgebühr in Griechenland10 Euro für Santorin-Visite

Wer als Kreuzfahrtpassagier auf der griechischen Insel Santorin von Bord geht, wird schon bald tiefer in die Tasche greifen müssen. Venedig lässt grüßen.

Im vergangenen Jahr kamen 1,3 Millionen Touristen mit Kreuzfahrtschiffen nach Santorin Foto: Michael Bihlmayer/imago

Athen taz | Tagestrips auf griechische Urlaubsinseln könnten Kreuzfahrttouristen bald teuer zu stehen kommen: Griechischen Medienberichten zufolge will die Regierung in Athen unter dem konservativen Premier Kyriakos Mitsotakis den sogenannten Abstiegspreis massiv erhöhen. Den haben Kreuzfahrtpassagiere für einen Besuch der stark frequentierten Urlaubsinseln zu berappen.

Konkret soll die neue gesetzliche Regelung für Santorin und möglicherweise auch Mykonos, einen weiteren Touristen-Hotspot der Kykladen-Inseln, gelten. Nach Angaben eines Regierungsbeamten dürfe der Abstiegspreis „nicht unter 10 Euro für Santorin liegen“.

Hintergrund dafür ist, dass der sogenannte Übertourismus die malerische Insel von Jahr zu Jahr mehr belastet. Dazu tragen Kreuzfahrtpassagiere maßgeblich bei. Im vorigen Jahr besuchten 3,4 Millionen Urlauber Santorin. Dabei zählt die Insel in den Wintermonaten lediglich 10.000 Einwohner. 1,3 Millionen der Touristen kamen mit Kreuzfahrtschiffen, ein Anstieg von 57 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Für das Urlaubsgebiet hat das fatale Folgen. Strom, Wasser, Verkehr, Müll: Die vorhandene Infrastruktur auf Santorin hält dem Ansturm der Touristen vor allem in der Hochsaison von Juni bis September kaum mehr stand.

Santorin: Übertourismus unter Kontrolle kriegen

Das zwingt die Regierung in Athen zum Handeln. Vor Kurzem seien in einer Regierungssitzung unter Leitung der griechischen Tourismusministerin Olga Kefalogianni „alle Vorschläge auf den Tisch gelegt worden“, um des Problems Herr zu werden, berichteten griechische Medien.

In der Sitzung hätten Regierungsbeamte dafür geworben, sogar ein vollständiges Verbot von Kreuzfahrten auf griechischen Inseln in Betracht zu ziehen. Dagegen regt sich jedoch starker Widerstand von Seiten der Tourismusvertreter. Sie sind der Ansicht, dass Griechenland es sich schlicht nicht leisten kann, die wichtigen Erlöse aus der Kreuzfahrt zu verlieren. Und: Santorin sei für Kreuzfahrtpassagiere aus aller Welt die Top-Destination in Hellas, so ihr Argument.

Fest steht: Der Tourismus ist für Griechenland von immenser ökonomischer Bedeutung. Im vergangenen Jahr strömten laut offiziellen Angaben 32,735 Millionen Urlauber aus dem Ausland in das zehn Millionen Einwohner zählende EU-Land, fast fünf Millionen Touristen mehr als im Jahr 2022.

Ferner beliefen sich die Direkterlöse aus dem Tourismus, also die Ausgaben der Griechenlandurlauber vor Ort, auf gut 20 Milliarden Euro – ebenfalls ein neuer historischer Rekord. Damit trägt der Tourismussektor rund ein Viertel zum griechischen Bruttoinlandsprodukt bei.

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6 Kommentare

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  • Neulich hat dort der Bürgermeister die Einwohner aufgefordert, ihr Haus nicht zu verlassen, weil sonst der Platz auf den Straßen nicht mehr ausreicht, um die Besuchermassen unterzubringen.



    Angesichts solcher Zustände sind 10€ schon eher wenig, da könnte man auch deutlich stärker an der Notbremse ziehen.



    Es wäre interessant zu erfahren, welchen Anteil der Kreuzfahrttourismus denn an den Einnahmen durch den Tourismus in Griechenland hat.



    Auf den kleineren kanarischen Inseln kann ich mir z.B. nur schwer vorstellen, dass die Passagiere auf ihren kurzen Landaufenthalten sehr viel Geld auf der Insel zurück lassen.

  • Na ja, die 10 Euro pro anlandenden Kreuzfahrttouristen kommen zusätzlich dazu. Das Anlegen im Hafen lässt sich die jeweilige Hafenbehörde immer bezahlen. Das geht dann nach der Größe des Schiffes. Und Wasser, Lebensmittel etc... werden dem Schiff auch nicht geschenkt, das muß auch gekauft werden und steckt dann im Reisepreis schon drin.



    Wenn die Ressourcen der Insel (z.B. Wasserknappheit) nicht ausreichen, muss aber die Anzahl der zahlenden Touristen beschränkt werden, das kann auch über Steuern/Abgaben gehen. Dazu gehören dann auch die Touristen, die per Kreuzfahrtschiff kommen und ihren Obolus zu entrichten haben.



    "Overtourism" ist ein allgemeines Problem, Wassermangel auf den griechischen Inseln, Umwandlung von Wohnungen in Ferienappartments oder AirBnb in Barcelona und Palma de Mallorca, hier müssen Grenzen gesetzt werden. Hier streiten sich dann auch vor Ort Tourismusgewerbe/Gastronomie auf der einen Seite und die Anwohner auf der anderen Seite.

  • Auf Spiekeroog zahlt man EUR 5 Kurtaxe - gut, man bekommt dort auch etwas mehr dafür als nur da zu sein. Daher ist doch die interessante Frage: Was passiert mit dem Geld? Wird es in eine Verbesserung der Situation vor Ort gesteckt, ist es sinnvoll. Dient es nur dazu, eine Einahmequelle zu erschließen kann man es als Abzocke bezeichnen. Lenkungswirkung werden die EUR 10 nicht haben. Dann müssten es schon 50 oder 100 sein. Aber dann bleiben die Schiffe - die man ja irgendwie schon haben möchte - weg.

  • Gut so.



    Wer hunderte Euro für die Dreckschleuder Kreuzfahst ausgibt, kann auch 10 oder 20€ zahlen für Santorin oder Venedig.



    Ist wie mit Parkplätzen in den Bergen - 50€ für Sprit verblasen ist ok, aber bei 5€ für den Parkplatz wird gejammert.

  • 10 Euro ist doch wohl nicht tief in die Tasche greifen.



    Das ist ein Witz angesichts der Situation auf der Insel bezüglich Wasserknappheit.



    Alle Kreuzfahrtschiffe dürften nirgendwo mehr anlegen.

    • @D. MEIN:

      Genau genommen legen die Kreuzfahrtschiffe auf Santorini nicht an, sie liegen vor Anker. Die Passagiere werden mit dem Beiboot an Land gebracht, und fahren mit eine Seilbahn nach oben . Die fährt alle 20 Minuten. Dadurch ist schon eine gewisse Entzerrung der Ströme möglich.