piwik no script img

KreditkriseStaatsfonds rettet Schweizer Großbank

Wegen der Kreditkrise muss die UBS 10 Milliarden Dollar abschreiben. Die Rettung der Sachsen LB ist indes gefährtet: Stuttgart verlangt eine Milliarden-Bürgschaft.

Leidet immernoch unter der Kreditkrise: Der Schweizer Vermögensverwalter UBS Bild: rtr

Die weltweite Kreditkrise reißt immer größere Löcher in die Bilanzen von Großbanken. Am Montag gab die Schweizer Union de Banques Suisses (UBS) bekannt, im vierten Quartal 2007 10 Milliarden US-Dollar (6,8 Milliarden Euro) abschreiben zu müssen. Auch die Übernahme der angeschlagenen Sachsen LB durch die Landesbank Baden-Württemberg könnte kurzfristig an der Kreditkrise scheitern, nachdem Experten neue milliardenschwere Risiken ausgemacht haben.

Beiden Unternehmen machen die schlechten Markterwartungen und Zahlungsausfälle von Eigenheimbesitzern in den USA zu schaffen. USB und Sachsen LB haben in der Vergangenheit bei riskanten Geschäften mit sogenannten hypothekenbesicherten Anleihen schwere Verluste erlitten. Die Schweizer Bank kündigte am Montag an, ihr Eigenkapital zu erhöhen, um die Finanzkrise zu bewältigen. Rettung soll vom Staatsfonds GIC der Regierung von Singapur kommen, der nach Angaben der UBS rund 9,8 Milliarden Dollar in die Bank investieren will. Weitere 1,8 Milliarden Dollar sollen von einem nicht genannten Investor aus dem nahen Osten fließen. Der Kapitalspritze müssen die USB Aktionäre allerdings noch zustimmen. Erstmals in ihrer zehnjährigen Geschichte droht der UBS damit ein Verlust für das gesamte Geschäftsjahr, denn bereits im dritten Quartal musste die Bank 4,7 Milliarden Dollar abschreiben. Trotz der massiven Abschreibungen gibt der weltweit größte Vermögensverwalter keine Entwarnung vor weiteren faulen Krediten: "Der effektive Wert unserer Subprime Bestände läßt sich noch immer nicht genau beziffern", sagte UBS-Chef Marcel Rohner am Montag.

Deutlich höher als bislang angenommen sind auch die gefährdeten Kredite bei der sächsischen Landesbank. Das Unternehmen hatte im großen Stil auf dem US-Hypothekenmarkt spekuliert und diese Geschäfte mit kurzfristigen Krediten finanziert. Weil die Sachsen LB durch die Schrott-Kredite in Schieflage geraten war, wurde sie im Sommer von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) vor der Pleite gerettet - allerdings nur unter Vorbehalt. Zwischenzeitlich hat sich die Lage bei der Sachsen LB weiter verschärft. Eine Expertengruppe beziffert die wackeligen Kredite der Sachsen LB auf über 43 Milliarden Euro, berichtete die Süddeutschen Zeitung am Montag. Zur Absicherung dieser Unwägbarkeiten fordert die LBBW eine Bürgschaft des Landes Sachsen über 4,3 Milliarden Euro. Die Summe entspricht mehr als einem Viertel des sächsischen Landeshaushaltes von derzeit 15,5 Milliarden Euro. Bislang hieß es, Sachsen würde Kreditausfälle von knapp unter einer Milliarde Euro übernehmen. Am Montag sollte ein Krisengespräch über die Zukunft der Sachsen LB stattfinden, an dem auch der Chef der Bankenaufsicht BaFin, Jochen Sanio, teilnehmen sollte. Der Sachsen LB bleibt nicht viel Zeit: Am 19. Dezember muss sie Fälligkeiten über 2,2 Milliarden Euro begleichen.

Die LBBW verlangt, das bis dahin alle Risiken bewertet und von der sächsischen Landesregierung abgesichert werden. Andernfalls drohe die Übernahme zu scheitern. Insgesamt dürften die Unsicherheiten der Kreditkrise aber noch andauern. Erst Ende März werde man Klarheit haben, teilte ein Sprecher der Bankenaufsicht Bafin mit.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!