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Krebskranker Gärtner aus MelbourneErster Australier klagt gegen Bayer

Die Übernahme von Monsanto wird immer bedrohlicher für Bayer: Nun klagt auch ein Australier wegen des Unkrautvernichtungs-Wirkstoffs Glyphosat.

Der glyphosathaltige Unkrautvernichter Roundup im Regal Foto: dpa

Canberra taz | 18 Jahre lang hat Michael Ogliarolo es gemischt und auf Pflanzen gesprüht – wie zehntausende anderer Gärtner in Australien: Roundup ist auch auf dem fünften Kontinent das mit Abstand am weitesten verbreitete Unkrautvernichtungsmittel. Dann wurde Ogliarolo krank und musst seine Firma verkaufen. Seit 2011 leidet der 54jährige aus Melbourne an der Krebskrankheit Non-Hodgkin-Lymphom. Er macht das von Monsanto hergestellte Herbizid für seinen Zustand verantwortlich.

Am Dienstag hat Ogliarolo's Anwalt Tony Carbone gegen Bayer Klage auf Schadenersatz erhoben. Es ist die erste Klage ihrer Art in Australien. Das Etikett des Unkrautvernichtungsmittels habe keinerlei Warnung vor möglichen Gefahren enthalten, die bei der Verwendung drohten, so Carbone, „Etwa, dass man eine Maske tragen solle oder die Hände waschen“. Die Beweislage sei klar: Glyphosat, der Wirkstoff in Roundup, könne Krebs verursachen.

Carbone und sein Klient hoffen auf einen ähnlichen Ausgang ihrer Klage wie in den Vereinigten Staaten. Dort wurde Monsanto jüngst in erster Instanz dazu verurteilt, einem Rentnerpaar mit Krebs insgesamt zwei Milliarden US Dollar Schadenersatz zu bezahlen. Insgesamt gibt es dort mittlerweile mehr als 13.000 Kläger, drei Prozesse laufen bereits.

Beobachter gehen davon aus, dass die Schadenersatzsumme in den USA auf mindestens fünf Milliarden US Dollar steigen könnte. Viel mehr könnte Bayer, das Monsanto im vergangenen Jahr für rund 63 Milliarden Dollar gekauft hatte, vermutlich auch nicht schultern. Der Konzern aus Leverkusen hat gegen die drei erfolgten Urteile Berufung eingelegt.

Zahl der Betroffenen in Australien dürfte steigen

Im Vergleich zu den Summen in den USA geht es in Australien nur um relativ „wenig“ Geld. Die vom Gesetzgeber festgelegen Limits für Schmerzensgeld liegt in solchen Fällen in der Regel bei etwa 500.000 australischen Dollar (310.000 Euro). Dazu kommt Schadenersatz für Arbeitsunfähigkeit in Höhe von etwa 1,2 Millionen australischen Dollar (745.000 Euro).

Die US-Umweltbehörde Epa hatte Glyphosat erst Anfang Mai weiterhin als nicht krebserregend eingestuft. Die Internationale Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hält es hingegen für „wahrscheinlich krebserregend“.

Bayer meinte in einer Stellungnahme gegenüber dem Fernsehsender ABC, das Unternehmen habe „große Sympathien für jeden Einzelnen, der an Krebs leidet“. Umfangreiche wissenschaftliche Untersuchungen hätten aber gezeigt, dass Roundup kein Non-Hodgkin-Lymphom verursache.

Experten gingen am Dienstagabend Ortszeit davon aus, dass in den kommenden Wochen auch in Australien die Zahl der Betroffenen steigen wird, die gegen Bayer Klage erheben wollen.

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2 Kommentare

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  • Wer hatte bei Bayer eigentlich die schnapsidee, monsanto zu kaufen...?

  • Die USA und Australien haben den Anfang gemacht, weitere Klagen aus vielen anderen Ländern werden folgen. Als deutsches Unternehmen und eines der letzten verbliebenen Aushängeschilder der deutschen Wirtschaft hat Bayer zuhause derweil wenig zu befürchten:

    Erst im Februar dieses Jahres hat unser Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit die Zulassung eben jenes vermeintlich krebserregenden Unkrautvernichtungsmittels Roundup bis Jahresende verlängert.

    Und wenn man berücksichtigt, wie gnädig der deutsche Staat mit VW oder Mercedes im Rahmen der Dieselaffäre umgegangen ist, während die Konzerne in den USA zu massiven Schadensersatzzahlungen verdonnert wurden, dann kann man sich an einer Hand ausrechnen, welche Konsequenzen Bayer hierzulande erwarten.

    Mit Protektionismus hat das freilich überhaupt nichts zu tun, denn diesen lehnt unsere Bundeskanzlerin ja offenkundig entschieden ab.

    Danke, Frau Merkel!