Krebskranker Gärtner aus Melbourne: Erster Australier klagt gegen Bayer
Die Übernahme von Monsanto wird immer bedrohlicher für Bayer: Nun klagt auch ein Australier wegen des Unkrautvernichtungs-Wirkstoffs Glyphosat.
Am Dienstag hat Ogliarolo's Anwalt Tony Carbone gegen Bayer Klage auf Schadenersatz erhoben. Es ist die erste Klage ihrer Art in Australien. Das Etikett des Unkrautvernichtungsmittels habe keinerlei Warnung vor möglichen Gefahren enthalten, die bei der Verwendung drohten, so Carbone, „Etwa, dass man eine Maske tragen solle oder die Hände waschen“. Die Beweislage sei klar: Glyphosat, der Wirkstoff in Roundup, könne Krebs verursachen.
Carbone und sein Klient hoffen auf einen ähnlichen Ausgang ihrer Klage wie in den Vereinigten Staaten. Dort wurde Monsanto jüngst in erster Instanz dazu verurteilt, einem Rentnerpaar mit Krebs insgesamt zwei Milliarden US Dollar Schadenersatz zu bezahlen. Insgesamt gibt es dort mittlerweile mehr als 13.000 Kläger, drei Prozesse laufen bereits.
Beobachter gehen davon aus, dass die Schadenersatzsumme in den USA auf mindestens fünf Milliarden US Dollar steigen könnte. Viel mehr könnte Bayer, das Monsanto im vergangenen Jahr für rund 63 Milliarden Dollar gekauft hatte, vermutlich auch nicht schultern. Der Konzern aus Leverkusen hat gegen die drei erfolgten Urteile Berufung eingelegt.
Zahl der Betroffenen in Australien dürfte steigen
Im Vergleich zu den Summen in den USA geht es in Australien nur um relativ „wenig“ Geld. Die vom Gesetzgeber festgelegen Limits für Schmerzensgeld liegt in solchen Fällen in der Regel bei etwa 500.000 australischen Dollar (310.000 Euro). Dazu kommt Schadenersatz für Arbeitsunfähigkeit in Höhe von etwa 1,2 Millionen australischen Dollar (745.000 Euro).
Die US-Umweltbehörde Epa hatte Glyphosat erst Anfang Mai weiterhin als nicht krebserregend eingestuft. Die Internationale Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hält es hingegen für „wahrscheinlich krebserregend“.
Bayer meinte in einer Stellungnahme gegenüber dem Fernsehsender ABC, das Unternehmen habe „große Sympathien für jeden Einzelnen, der an Krebs leidet“. Umfangreiche wissenschaftliche Untersuchungen hätten aber gezeigt, dass Roundup kein Non-Hodgkin-Lymphom verursache.
Experten gingen am Dienstagabend Ortszeit davon aus, dass in den kommenden Wochen auch in Australien die Zahl der Betroffenen steigen wird, die gegen Bayer Klage erheben wollen.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Jugendliche in Deutschland
Rechtssein zum Dazugehören
Jens Bisky über historische Vergleiche
Wie Weimar ist die Gegenwart?
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen
Mitarbeiter des Monats
Wenn’s gut werden muss
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche