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"Kraft durch Freude"-MuseumNeonazis entern Wolfsburg

Der NPD-Politiker Jürgen Rieger treibt die Pläne für sein Nazi-Museum voran. Am Samstag traf er sich mit seinen Mitstreitern in Wolfsburg.

Museum im Aufbau: In diesem ehemaligen Möbelhaus soll nach dem Willen Riegers an "Kraft durch Dreude" erinnert werden. Bild: Andreas Speit

Über 100 Neonazis haben wie geplant am Samstag in Wolfsburg einen Verein für ein "Kraft durch Freude"-Museum gegründet. Aus dem Fenster des ehemaligen Möbelhauses, in dem das Museum eröffnet werden soll, hängten Kameraden ein Transparent mit der Aufschrift: "Stadt des KdF-Wagens". Unter diesem Namen war Wolfsburg 1938 von den Nazis gegründet worden.

NPD-Bundesvize Jürgen Rieger sagte vor laufenden Fernsehkameras, er sei fest entschlossen, ein "gewerbliches KdF-Museum zu betreiben". In dem Museum wollen er und seine Mitstreiter der "revolutionären Aufbauarbeit der deutschen Arbeitsfront" gedenken.

Der Rat der Stadt Wolfsburg hatte in einer öffentlichen Sitzung am Samstag einstimmig beschlossen, alles zu tun, um das "KdF-Museum" zu verhindern. Gegen die Vereinsgründung freilich war die Stadt am Ende machtlos. Das Oberwaltungsgericht Lüneburg hatte ein Veranstaltungsverbot kassiert. Oberbürgermeister Rolf Schnellecke (CDU) erklärte, dass damit nicht entschieden sei, ob das Museum eingerichtet werden dürfe. Er wolle mit der Besitzerin des Möbelhauses nach einer Lösung suchen.

Die Gespräche mit der Besitzerin dürften jedoch schwierig werden. Nicht nur, weil es wohl um etwa zwei Millionen Euro für die Gebäude gehen soll. Nach einem Bericht der Wolfsburger Nachrichten soll die Besitzerin, Rosemarie Alsdorff, gesagt haben, sie habe "Herrn Rieger und seine Jungs" als "nette Menschen" kennengelernt. Rieger sei ihre Rettung gewesen: "Ich hätte ihn küssen können."

Sie habe, erzählte Alsdorff, seit dem Tod ihres Mannes 2007 von einer kleinen Rente gelebt. Ihr fehle daher das Geld, die drohende Insolvenz des Möbelgeschäfts abzuwenden. Die Stadt habe ihre Bitte, das Gebäude zu erweben, nicht wirklich angehört. Auch VW soll nicht reagiert haben. Rieger dagegen habe sich das Wertgutachten angesehen und von der Verkehrsanbindung geschwärmt.

In der Tat dürfte die Nähe zum Bahnhof Riegers Interesse verstärkt haben. Nicht mal fünf Minuten sind es zu gehen. Vom ersten Stock des Möbelhauses besteht eine freie Sicht auf das VW-Stammwerk. Hinter dem Gebäude ist eine Lagerhalle, die als Ausstellungsfläche für Wehrmachtsfahrzeuge aus der damaligen VW-Produktion genutzt werden soll. Rieger sammelt Wehrmachts-Kübelwagen aus dem VW-Werk.

Bei der Vereinsgründung am Samstag kam es vor dem Möbelhaus trotz eines größeren Polizeiaufgebots zu einem Übergriff auf Fotografen, die das Geschehen beobachteten. Das berichtete der NDR. Unvermittelt habe sich eine Gruppe von Schlägern aus der Ansammlung von Neonazis gelöst und auf die Fotografen eingeprügelt. Ein Rechtsextremist sei von der Polizei vorläufig festgenommen worden. Ihn erwarte ein Verfahren wegen Landfriedensbruchs.

Gut zwei Stunden vor dem Eintreffen der Neonazis hatten an die 100 Menschen gegen das "KdF-Museum" protestiert. Alfons Hartung, Mitinitiator der Kundgebung, erinnerte an die ehemaligen Zwangsarbeiter des VW-Werks, die zu Zeitzeugengesprächen nach Wolfsburg kämen und dann "so ein Museum sehen müssen".

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