Kosten für Windenergie: Mehr Geld für die Meereswindkraft
Die Verbraucher zahlen, wenn die Stromanschlüsse für Windparks auf hoher See nicht fertig werden. Das hat der Bundestag entschieden.
BERLIN taz | Was passiert, wenn Millionen Euro teure Windräder in der Nordsee stehen, aber kein Kabel verlegt ist, um den Strom an Land zu transportieren? Die Antwort gab gestern der Bundestag: Der Schaden wird fast komplett über die Stromrechnung den Verbrauchern in Rechnung gestellt. Mindestens eine Milliarde Euro an Schäden erwartet die Regierung allein mit den bestehenden Meeresprojekten.
Deshalb kommt zu den diversen Umlagen, mit denen die Stromkunden für die Energiewende zahlen, eine weitere hinzu. 0,25 Cent pro verbrauchter Kilowattstunde müssen dafür ab dem nächsten Jahr hauptsächlich Privathaushalte zahlen – macht für einen Drei-Personen-Haushalt 8,75 Euro im Jahr. Ausnahmen gibt es, wie immer, für die Industrie: Wer mehr als eine Million Kilowattstunden im Jahr verbraucht, zahlt für den restlichen Strom nur noch 0,05 Cent an Umlage für die Seekabel.
Die Regelung kommt wegen eines Teufelskreises zustande: Die Betreiber von Übertragungsnetzen an der Küste sind verpflichtet, Windparks auf dem Meer ans Netz anzuschließen, sonst müssen sie Schadenersatz zahlen. Einer der Betreiber, die niederländische Tennet, lamentiert schon lange, dass sie mit dem Bau nicht hinterherkomme, zu komplex sei die Aufgabe.
Neue Investoren gebe es aber nicht, weil sie Regress fürchten, wenn sich der Bau verzögere. Tennet zahlt in dem Fall nun noch 17,5 Millionen Euro pro Anschluss, ursprünglich waren 100 Millionen vorgesehen, das nur noch bei grober Fahrlässigkeit.
Zudem können Stromkonzerne künftig gezwungen werden, ihre Kraftwerke gegen Entschädigung am Netz zu halten, wenn die Stromversorgung gefährdet ist. Außerdem bekommen mehr Unternehmen künftig dafür Geld, wenn sie ihre Betriebe bei Stromknappheit kurzfristig drosseln – auch das wird auf die Stromkunden umgelegt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Haftbefehl gegen Benjamin Netanjahu
Er wird nicht mehr kommen