Korruption in der Republik Moldau: All inclusive
Der frühere Präsident Igor Dodon reist mit seiner Familie nach Moskau und Russland zahlt das. Er rechtfertigt den Gratis-Ausflug mit Pandemieregeln.
Nebst Anhang machte sich Dodon auf nach Moskau, wohl auch, um den Geburtstag seiner Ehefrau Galina gebührend zu begehen. Seinen geposteten Fotos nach zu urteilen muss das eine schöne Feier gewesen sein. An dem Ausflug wäre an sich nichts Verwerfliches, zumal Dodon seit jeher ein Faible für den großen Bruder hat, der auch in Moldau politisch nach Kräften mitmischt.
Richtig peinlich wurde es jedoch, als sich einheimische Medien für die näheren Umstände der Unternehmung interessierten. Dabei kam heraus, dass die Russische Botschaft in der moldauischen Hauptstadt Chisinau die gesamte Reise bezahlt und auch gleich noch die Buchung der Flugtickets abgewickelt hatte.
Dodon begründete das mit geltenden Pandemieregeln. Schließlich habe er für die Einreise in Russland, wie jede/r Bürger*in Moldaus, eine Einladung von offizieller Seite gebraucht. Gleichzeitig wies er darauf hin, dass der Besuch rein privater Natur gewesen sei. Die Frage, warum sich Moskau so fürsorglich um den Privatmann Dodon gekümmert habe, blieb offen.
Weg der Recherche
Von diesen fadenscheinigen Erklärungen unbefriedigt, beschritten die Medien den Weg der Recherche. Dass das eine ihrer originären Aufgaben ist, hat sich Leuten wie Igor Dodon immer noch nicht erschlossen – besonders dann nicht, wenn unangenehme Wahrheiten ans Licht kommen: Nach Angaben des moldauischen Außenministeriums gibt es derzeit keine besonderen Auflagen für kurze Exkursionen nach Russland, sieht man einmal von der Vorlage eines negativen und frischen Coronatests ab.
Auch die russische Fluggesellschaft Aeroflot weiß nichts von einer Einladung – eine Offenherzigkeit, die einigen Verantwortlichen vielleicht ein One-Way-Ticket in unwirtliche russische Gegenden einbringen könnte – längerer Aufenthalt inklusive.
Für Dodons Abgreifermentalität gibt es nur ein Synonym: Korruption. Deren Bekämpfung hat sich übrigens auch Moldaus Präsidentin Maia Sandu verschrieben und so eine Herkulesaufgabe übernommen. Tranparency International führte Moldau in seinem Korruptionsindex von 2020 auf Rang 115 von 180. Vielleicht sollte Sandu sofort damit anfangen, in der eigenen Regierung aufzuräumen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“