Korruption in Brasilien: Vertrauter des Präsidenten in U-Haft
Ein Fund von kiloweise Bargeld könnte einen engen Weggefährten des brasilianischen Präsidenten Temer lange hinter Gitter bringen. Dieser schweigt bisher.
Laut des Portals Folha de S. Paulo muss er sich eine Zelle mit neun Personen teilen. Er war Temers Kabinettschef, musste aber nach Korruptionsvorwürfen im November 2016 sein Amt abgeben. Ihn sollen Fingerabdrücke an den Taschen und Kartons überführt haben. Das Geld – 51 Millionen Real – war am Dienstag in einem Haus in Salvador gefunden worden, das von dem 58-Jährigen genutzt worden sein soll. Die Bundespolizei war 14 Stunden mit dem Geldzählen beschäftigt.
Im Rahmen der Operation „Cui Bono“ werden Betrügereien bei der öffentlichen Bank Caixa Econômica Federal untersucht, berichtete das Portal O Globo. Vieira Lima befand sich bereits seit Juli im Hausarrest. Er war von 2011 bis 2013 Vizepräsident der Bank und soll bei Kreditvergaben Geld umgeleitet haben. Er ist Mitglied der Partei PMDB von Präsident Temer und gilt als sein Vertrauter.
Mehrere Weggefährten Temers sitzen inzwischen im Gefängnis, darunter Ex-Parlamentspräsident Eduardo Cunha – wenn er auspackt, wird mit einem politischen Erdbeben in Brasilien gerechnet. Auch gegen Temer gibt es Korruptionsvorwürfe, eine Anklageerhebung war aber vom Abgeordnetenhaus abgelehnt worden. Der neuerliche Skandal ist eine weitere Bürde für Temer, der aber trotz aller Skandale darum kämpft, seine Präsidentschaft bis Ende 2018 durchzuziehen.
Parteiübergreifend ist fast die ganze politische Elite des fünftgrößten Landes der Welt mit Korruptionsvorwürfen konfrontiert. Nach einer Umfrage fühlen sich 94 Prozent der Menschen von den Parteien in Lateinamerikas größter Volkswirtschaft schlecht vertreten. Temer genießt nur noch bei rund fünf Prozent der Bürger Rückhalt.
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