Korruption im spanischen Königshaus: Die trickreiche Infantin
Beteiligung an Geldwäsche und Steuerhinterziehung wird der Tochter des spanischen Königs vorgeworfen. Nun muss sie deswegen vor Gericht.
MADRID taz | Die Infantin Cristina von Borbón und Griechenland muss vor Gericht. Die 48-jährige Tochter des spanischen Königs Juan Carlos I. wird von Ermittlungsrichter José Castro in Palma de Mallorca der Geldwäsche und Steuerhinterziehung beschuldigt.
Laut dem 227 Seiten starken Schriftsatz soll die Infantin zusammen mit ihrem Ehemann, dem ehemaligen Handballstar Iñaki Urdangarín, sechs Millionen Euro aus öffentlichen Geldern für private Nutzung abgezwackt haben. Dazu bedienten sich Urdangarín, sein Geschäftspartner Diego Torres und die Infantin einer NGO mit Namen NOOS.
Das Unternehmen erstellte Gutachten und organisierte Events. Hauptkunden waren die beiden Landesregierungen von Mallorca und Valencia, beide in Händen der in Madrid regierenden Partido Popular (PP).
Um die Gelder von NOOS – einem „gemeinnützigen Unternehmen“ – auf private Konten zu verschieben, sollen sich sich Urdangarín und Infantin Cristina eines breiten Netzwerkes von Unternehmen bedient haben. Selbst das Privatvermögen – unter anderem eine Villa in Barcelona, die sechs Millionen Euro kostete und für drei Millionen eingerichtet wurde – gehörte einem Unternehmen mit dem Namen Aizoon. Dieses hatte den Sitz in der Villa selbst. Die Infantin vermietete an sich und das Unternehmen unter.
Richter Castro beschuldigt die Infantin, somit an Geldwäsche und Steuerhinterziehung ihres Ehemannes beteiligt gewesen zu sein. Die Villa wurde beschlagnahmt, da Urdangarín und Torres die Gerichtskaution von sechs Millionen Euro nicht aufbrachten.
Infantin Cristina – siebte in der spanischen Thronfolge – hat in Madrid Politikwissenschaft studiert und in New York einen Master in Internationalen Beziehungen absolviert. Seit Beginn der Ermittlungen gegen ihren Ehemann vor knapp zwei Jahren tritt sie nicht mehr als Vertreterin Spaniens auf. Seit zehn Jahren arbeitet Cristina für die Stiftung der katalanischen Bank Caixa. Das Unternehmen schickte sie im Sommer 2013 nach Genf. Dort soll die Königstochter rund 240.000 Euro im Jahr verdienen und für Wohnung und Eliteschule ihrer vier Kinder 200.000 Euro ausgeben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Anschlag in Magdeburg
Der Täter hat sein Ziel erreicht: Angst verbreiten
Tarifeinigung bei Volkswagen
IG Metall erlebt ihr blaues „Weihnachtswunder“ bei VW
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bundestagswahl 2025
Parteien sichern sich fairen Wahlkampf zu
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken