Konzerttipps für Berlin: Leidenschaft, Macht und Widerstand
Pisitakun Kuantalaeng feiert die Freude am Protestsong, das Label Cityslang seinen Geburtstag. Und das Festival "UpToThree" bietet Werkstatteinblicke.
K araoke und Protestsongs? Denkt man nicht unbedingt zusammen, passt aber eigentlich doch ganz gut. Schließlich geht es bei beidem um Leidenschaft und Entgrenzung; auf Demos sowie in der Karaokebox wird stets mit Schmackes intoniert.
Im Rahmen des Festivals Commen Ground, bei dem etwa 20 internationale Stipendiat*innen des Künstlerprogramms ihre Arbeiten vorstellen, sucht der Thailänder Pisitakun Kuantalaeng am letzten Festivalwochenende in einer partizipatorischen Präsentation nach der Schnittmenge zwischen Protestsong und Karaoke, unterstützt von den Karaoke-Mastern DJ Wanton Witch & Pepe Dayaw.
In der Heimat des Künstlers gab es in den letzten zwei Jahrzehnten ja einigen Aufruhr, etwa bei den Rothemden-Protesten im Jahr 2010, gegen die die Regierung hart vorging. Kuantalaeng beschäftigt sich damit, aber auch mit Protesten weltweit: wo sie den Ereignissen in Thailand ähneln und inwiefern sie sich unterscheiden. Das Ganze findet über drei Stunden am Samstag in der daadgalerie statt (10. 6., 18 Uhr, Eintritt frei).
Ebenfalls am Samstag darf man sich auf ein kleines Minifestival freuen, das am Sonntag weitergeht. Gemeinhin kennt man das ensemble mosaik seit Gründung vor 26 Jahren als experimentierfreudige Formation für zeitgenössische Musik, bei der immer ein gutes Dutzend Musiker auf der Bühne steht.
Bei dem Festival UpToThree, veranstaltet in Kooperation mit den Kyiv Contemporary Music Days, teilen sie sich in kleine Einheiten auf, auf dass zusammen mit den Gästen nie mehr als drei Musiker:innen zugleich auf der Bühne stehen. Eine Art kleiner Werkstatteinblick, der auch vermitteln soll, wie an Projekten gearbeitet wird.
Zum Auftakt dieses Work-in-progress-Festivals im Acker Stadt Palast gibt es etwa die Komposition Udātta (2018) für Violine und Taperekorder zu hören; darauf folgt im gleichen Set Feliz Anne Reyes Macahis Studie für Flöte, Perkussion und Elektronik.(10. & 11. 6., ab 19 Uhr, Eintritt, Abendkasse 23/18 Euro für 3 Konzerte bzw. 10/8 pro Konzert, weitere Infos und Tickets gibt es hier).
Wer sich keineswegs so filigran die Ohren kalibrieren lassen will, sondern sich lieber wuchtig überwältigen lässt, kann am Sonntag zu den Melvins – auch wenn der letzte Release der stilprägenden Band, die sowohl die Entwicklung des Grunge als auch des Sludge Metals nach vorne gebracht haben, ein Akustik-Album war.
Doch das wird vermutlich nicht der Vibe bei dem vom Hole 44 ins Metropol hochverlegten Konzertes sein. Mit der Tour feiert das Trio sein 40-jähriges Bestehen (11. 6., 20 Uhr, Tickets VVK 33 Euro, laut Veranstalter ausverkauft, doch bei Koka scheints noch Karten zu geben).
Und zum Ende der Woche, am Freitag, dann noch ein Jubiläum. Das geschätzte Berliner Label Cityslang, welches stets geschmackssicher und mit offenem Herzen dem geneigten Publikum so Unterschiedliches wie den Postrock von Tortoise, flirrenden Wüstenrock von Calexico oder auch die legendären Flaming Lips nahebrachte, ebenso wie den Afrobeat-Ekletiker Sinkane oder die wunderbar musikalische Sophia Kennedy oder Noga Erez, feiert 33. Geburtstag. Mit einer Schar von Gästen.
Neben letztgenannter israelischer Songwriterin ist der britische Elektroniker Gold Panda und der live immer tolle Sinkane bei der Sause dabei, ein Blick ins weitere Programm im Festsaal Kreuzberg lohnt sich (16. 6., 20 Uhr, Tickets VVK 44,50 Euro).
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