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Konzertschuppen in der PandemieKlubs wollen Anerkennung

Die Hamburger Politik stärkt Klubs mit Fördergeldern – rechtlich stehen sie aber immer noch nicht auf einer Stufe mit Theatern und der Elphi.

Muss der neuen Sternbrücke weichen: Astra Stube Foto: Miguel Ferraz

Hamburg taz | Klubsterben in der Beatlesstadt? Seit Jahren wabert dank Gentrifizierung, Auflagenerhöhung und Mietexplosionen dieses Gespenst durch Hamburg. Aktuell scheint es, dass die Politik in einem langen Prozess des Hin und Her entschieden hat, die Klubs als Kultur anzuerkennen und ihre Zukunft langfristig zu sichern – zumindest mit einzelnen Vorhaben.

Als gäbe es die Pandemie und ihre unklaren Folgen nicht, steckte der Hamburger Senat mit seinen Fraktionen von SPD und Grünen in den vergangenen Wochen zwei Vorhaben ab, die Hamburgs Klubszene langfristig stärken und sichern sollen.

Da war, urplötzlich, eine gangbare Lösung für die seit Jahren vom Aus bedrohten Klubs an der zwischen Schanzenviertel und Altona gelegenen Sternbrücke gefunden. Im Zuge des anstehenden Abrisses der Brücke verlieren die „Astra Stube“, das „Waagenbau“, das „Fundbureau“ und die „Beat Boutique“ ihre Räumlichkeiten in den Kasematten der alten Stahlkonstruktion.

Lange Zeit war unklar, ob mit der Brücke auch vier Klubs auf einen Streich aus der Hamburger Klublandschaft verschwinden würden. Nun ist klar: Ein mehrstöckiges Klubhaus, direkt nebenan auf städtischem Grund, soll entstehen. „Uns Grünen ist es wichtig, dass diese über Jahrzehnte gewachsene Klubszene weiterhin pulsieren kann“, sagte der kulturpolitischer Sprecher der Partei in der Bürgerschaft, René Gögge. Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD) pries das Vorhaben als eine „langfristige Sicherung der Klubs“.

Stadt bezahlt die Miete

Und dann brachten Grüne und SPD auch noch einen Antrag in die Bürgerschaft ein, mit dem dem Live-Klub „Molotow“ auf St. Pauli langfristig geholfen werden soll. Der Klub befand sich lange Jahre in den „Esso-Häusern“. Nach dem Abriss des Gebäudekomplexes soll das Molotow in dem dort entstehenden Neubau wieder seine Heimat finden.

Weil die Kosten dafür aber hoch werden, macht die Stadt einen Millionenbetrag frei und kümmert sich auch noch um eine vergleichsweise moderate Miete in den nächsten 25 Jahren. Auch ihnen, so schreiben die Po­li­ti­ke­r:in­nen in dem Antrag, sei der Erhalt der Klubkultur ein „wichtiges Anliegen“.

Dieses Anliegen hat, klar, auch ökonomische Gründe. Die Hamburger Klubkultur ist auch eine Frage des Stadtmarketings, sie ist Bestandteil der „Marke Hamburg“. Schätzungsweise 20.000 Musikveranstaltungen gibt es pro Jahr, die Umsatz generieren. Selbst das Clubkombinat, der Zusammenschluss der Hamburger Klubbetreibenden, verweist regelmäßig darauf, dass sie fernab der kulturellen Bedeutung auch ökonomisch für die Stadt wichtig sind.

Alles gut also trotz Corona? Dafür spricht, dass die Hilferufe der Hamburger Klubs in den letzten Wochen und Monaten ein wenig abgeklungen sind. „Den meisten von ihnen bleibt nicht mehr lange Zeit“, sorgte sich das Hamburger Clubkombinat Mitte März 2020, als die Klubbetreibenden die Türen erstmals schließen mussten.

Doch dann spannte Kultursenator Carsten Brosda kurzerhand einen Coronarettungsschirm über die Musikklubs. Andere Hilfen des Bundes kamen später hinzu. Das befürchtete, von der Pandemie ausgelöste Klubsterben blieb – vorerst – aus.

Klubs als soziale Orte

Doch ein Blick in die Zeit vor Corona zeigt, dass der Kampf der Klubs um ihre Anerkennung als Stätten der Kultur längst nicht beendet ist. Trotz der finanziellen Förderung durch die Stadt war die Selbstdiagnose der Klubs schon vor der Pandemie kaum optimistisch. So überreichte das Clubkombinat dem Hamburger Senat im vergangenen Januar eine Petition mit Forderungen, wie den Klubs zu helfen sei. Darin stand: „Es geht um den gesellschaftlichen Wert von Musikclubs als soziale und kulturelle Orte.“

Sollte die Pandemie eines Tages vorbei sein, geht der Kampf um Anerkennung weiter. Denn ob die Förderung von Molotow und Sternbrücke schon ein erster Schritt hin zu einer politische Anerkennung der Klubkultur ist, bleibt vorerst offen.

Von einer gesetzlichen Anerkennung der Klubs als Kulturgut, so wie es der Rot-Rot-Grüne Berliner Senat Ende letzten Jahres beschlossen hatte, ist Hamburg jedenfalls noch entfernt. In Berlin gelten Klubs seit November ganz offiziell als Kulturstätten; sie sind nicht mehr Bordellen und Spielhallen, sondern Theatern gleichgestellt.

Die Klubs der Hauptstadt erhoffen sich davon ganz praktische Erleichterungen: Sie dürfen jetzt auch in Wohngebieten betrieben werden, und kommt ein neuer Nachbar daher und beschwert sich über den Lärm, muss der den Lärmschutz bezahlen und nicht der Klub.

In Berlin sollen die Klubs so vor Verdrängung geschützt werden – ob das reicht, ist allerdings die Frage. Noch fehlt eine bundesweite Anerkennung der Klubs als Kulturstätten. Zuständig dafür wäre das Innenministerium von Horst Seehofer. Als besonderer Freund der Klubkultur ist der CSU-Politiker bisher nicht aufgefallen.

Mehr über Klubs in der Pandemie lesen Sie in der aktuellen Wochenendausgabe der taz nord oder am E-Kiosk.

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