piwik no script img

Konzertempfehlungen für BerlinResonanz und manchmal Chaos

Woche des Experiments: MoonNeon ist im Gretchen zu Gast, Ming Wong schickt Pianisten ins Match, und beim CTM Festival geht es ab durch das Wurmloch.

Olympia Bukkakis stellt Fragen nach Klasse und kulturellen Hierarchien Foto: Mayra Wallraff

I n seiner 24. Ausgabe legt das CTM Festival für experimentelle und elektronische Musik unter dem Titel „Portals“ seinen Fokus in diesem Jahr auf südasiatische Musik und die Zusammenarbeit zwischen afrikanischen und deutschen Künst­le­r*in­nen. Gemeinsam mit dem Schwesterfestival transmediale sind außerdem mehrere multidisziplinäre Projekte realisiert worden – eine Nacht voller ritueller Geräusche etwa und „digitales Post-Punk-Chaos“.

Im KW Institute for Contemporary Art werden außerdem zum Auftakt am Freitag ab 15 Uhr Kunst- und Musikwelten in einer multidisziplinären Performance verbunden. Eine Ausstellung und Screening im Silent Green beschäftigt sich ab 17 Uhr mit Sound und Stille. Um 22 Uhr startet dann die große Clubnacht unter dem Motto „Enter the Wormhole“ zur Eröffnung in der Panorama Bar im Berghain (CTM 2023 – Portals: diverse Orte, 27. 1.–5. 2., Hier geht es zum Programm).

Ebenfalls am heutigen Freitag und Samstag treten zwei Pianisten an zwei Flügeln gegeneinander zum Match an: In einem Doppelkonzert improvisieren Ben Kim und Mark Taratushkin über die wachsenden Spannungen zwischen den USA und China und deren „Ping-Pong-Diplomatie“.

Untermalt von Film- und Tonaufnahmen spannt Ming Wongs Performance „Rhapsody in Yellow“ einen Bogen von Tischtennis und Fernsehen, zu Panzern und Handelskriegen – in einem Duett der Mythenbildungen in der Zeit des Aufstiegs beider Nationen im 20. Jahrhundert (Ming Wong: Rhapsody in Yellow: Haus der Berliner Festspiele, Große Bühne, 27. & 28. 1., 19.30 Uhr, Tickets 10–39 Euro).

tazplan

Der taz plan erscheint auf taz.de/tazplan und immer Mittwochs und Freitags in der Printausgabe der taz.

Wer ihn noch nicht kennt, sollte sich am Sonntag den US-amerikanischen Bassisten und Singer/Songwriter Dywane Thomas Jr – eher bekannt als MonoNeon – im Gretchen anhören. Der Musiker aus Memphis, Tennessee ist bekannt für seine viralen YouTube-Videos – und war einer der letzten Bassisten des Funk-Großmeisters Prince. Für seine Mitarbeit am Nas-Studioalbum „King’s Disease“ erhielt er den Grammy Award.

Beeinflusst von der ästhetischen Moderne des 20. Jahrhunderts, John Cage und den Readymades von Marcel Duchamp, inspirierte ihn David Fiuczynski am Berklee College of Music zu mikrotonaler Musik. Aufwendig bunt sicher wieder: seine und die Kostümierung seiner Instrumente (MonoNeon: Gretchen, Obentrautstr. 19–21, 29. 1., Einlass 19.30 Uhr, 22 Euro).

Sanften Klänge, die vom Meer herwehen, beschließen das Wochende im Schokoladen: Das Softpop-Duo Sorry Gilberto um Anne von Keller und Jakob Dobers verbindet sparsam instrumentierten Folk- mit glamourösen Popelementen. Im Juli erschien ihr fünftes Album „Psychactive Ghosts“ bei Solaris Empire.

Mit seinen sommerlich schwebenden Kängen erinnert es bisweilen an Ennio Morricone oder an den treibendem French Pop à la Gainsbourg. Ausserdem zu Gast sind am Mittwoch in der Lofi-Lounge Rico Lee And The Black Pumas mit langsamer Amricana-Musik, die trotzdem funky ist (Schokoladen, 1. 2., Einlass 19 Uhr, Tickets 4–8 Euro).

Etwas theoretischer befasst sich Olympia Bukkakis mit Popmusik und ihrer Beziehung zur Bewegung. Welchen Tanz fordert das Cello? Was bewegt sich im Inneren der tragischen Diva? Das sind die Fragen, denen Bukkakis in einer Show zwischen Drag, Musikvideo und klassischer Musik nachgeht (Olympia Bukkakis replay 02: Sopehiensaele, 3. & 4. 2., 20 Uhr, 5. 2., 18 Uhr, 15/10 Euro).

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Antonia Herrscher
Redakteurin
Geboren 1973 in Hamburg, Studium der Neueren Geschichte und Architektur an der TU-Darmstadt und der UdK Berlin. Seit 2007 Autorin der taz, seit 2014 Leitung des Ressorts taz Plan. Themen: Architektur, Stadtentwicklung, Künste, soziale Bewegungen.

0 Kommentare

Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!