Konzern will Ölfeld nicht erschließen: Shell macht Rückzieher
Der Konzern steigt aus der umstrittenen Erschließung des neuen Mega-Ölfelds „Cambo“ im Atlantik aus. Ob das Projekt weitergeht, entscheidet London.
Den Rückzug begründete das Unternehmen am späten Donnerstag damit, das Projekt – an dem Shell bisher mit 30 Prozent beteiligt ist – sei nach eingehender Prüfung „nicht stark genug“, um es weiter zu verfolgen. Außerdem sei es von Verzögerungen bedroht. Shells bisheriger Partner bei „Cambo“, Siccar Point Energy, äußerte sich enttäuscht. Der britische Öl- und Gas-Dachverband OGUK betonte, Shells Rückzug sei eine „kommerzielle Entscheidung zwischen Partnern, ändert aber nicht die Tatsache, dass Großbritannien auf neue Öl- und Gasprojekte angewiesen ist, um steigende Abhängigkeit von Importen zu vermeiden“.
Doch für die Klimaschutzbewegung und Analysten ist klar: Shell hat dem öffentlichen Druck nachgegeben. Caroline Rance von Friends of the Earth Scotland sagte der BBC: „Die Macht der Menschen hat Cambo so toxisch gemacht, dass selbst der Ölgigant Shell damit nicht mehr in Verbindung gebracht werden will.“ Denn das Ölfeld galt als Prüfstein dafür, ob die Klimaversprechen von Regierung und Industrie ernst zu nehmen sind. 2001 war das Feld entdeckt worden. Es könnte über 25 Jahre Hunderte von Millionen Tonnen Öl und Hunderte Jobs für Schottlands strukturschwache Gegenden liefern. Die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon hatte sich bereits gegen „Cambo“ ausgesprochen, aber die Entscheidung über die Bohrgenehmigung fällt in London.
Die Öllobby argumentiert, Nordseeöl und -gas seien notwendig für einen sanften Übergang zur Null-Emission. „Cambos“ Schicksal steht jetzt auf der Kippe. Immerhin wird der Ölkonzern in London nun vielleicht freundlicher als neuer Nachbar begrüßt: Der traditionell niederländische Konzern Royal Dutch Shell hatte erst im November beschlossen, sein Hauptquartier an die Themse zu verlegen.
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