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Kontakte zum Hassportal Kreuz.netDes Kardinals verlorener Sohn

Ein Priester des Bistums Mainz hatte Kontakt zu den Betreibern von Kreuz.net und schickte ihnen sogar Texte. Konsequenzen wird das aber nicht haben.

Vergeben, obwohl er sich unter Schweine begeben hatte: Gemälde zum biblischen Gleichnis „Der verlorene Sohn“. Bild: Rembrandt / gemeinfrei

MAINZ/NIEDER-RAMSTADT epd | Die Kontakte des katholischen Pfarrers Hendrick Jolie zu dem Hassportal „kreuz.net“ haben keine dienstrechtlichen Konsequenzen. Der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, habe ein Entschuldigungsschreiben des Priesters in Nieder-Ramstadt bei Darmstadt akzeptiert, teilte das Bistum am Dienstag mit. Zuvor war es zu einem Gespräch zwischen leitenden Bistumsvertretern und Jolie gekommen.

Dabei hatte der Pfarrer Kontakte zu der bislang anonym gebliebenen Redaktion zugegeben. Entgegen früherer Darstellungen räumte er auch ein, dem Portal auch Texte zur Veröffentlichung geliefert zu haben.

Diese Mitwirkung sei „eines Priesters unwürdig“ und habe auch die Kirche beschädigt, erklärte das Bistum. Jolie selbst habe sein „unkluges und unüberlegtes Handeln“ inzwischen in einem Schreiben bedauert und angekündigt, sein öffentliches Wirken zu überdenken. Das Bistum betonte zugleich, Jolies Texte hätten „nach dem heutigen Kenntnisstand“ kirchenpolitische Themen zum Inhalt gehabt. Der Pfarrer stehe somit nicht im Verdacht, Urheber strafbarer und menschenverachtender Artikel zu sein.

Gegen die anonymen „kreuz.net“-Betreiber ermittelt die Staatsanwaltschaft Berlin wegen Volksverhetzung, nachdem auf der Internetseite ein Hetzartikel zum Tod des schwulen Schauspielers Dirk Bach veröffentlicht wurde. Das Bundesamt für Verfassungsschutz stuft die seit 2004 aktive Seite als grundgesetzwidrig ein. „Kreuz.net“ zeichne sich „durch homophobe, muslimfeindliche und antisemitische Äußerungen“ aus. Etliche Beiträge seien nicht vom Grundrecht der Meinungsfreiheit gedeckt und überschritten „die Grenzen zur Strafbarkeit“.

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5 Kommentare

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  • D
    Danijel

    Kreuz.net war eine super Seite. Deshalb ist sie jetzt auch weg! So was nennt man Faschismus!!

  • AH
    Aelius_ Hadrianus

    Der Kampf gegen kreuz.net ist eine Privatfehde von David Berger. Ohne die indiskreten Enthüllungen des Portals säße er nämlich wohl immer noch in der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften. Dem Gros der Schwulen und Lesben dürfte kreuz.net und die damit verbundene Blamage der kath. Kirche reichlich gleichgültig sein. Das Portal ist ein Demonstrationsobjekt für die Absurdität der katholischen Sexualmoral. Deshalb sollte es erhalten bleiben.

  • L
    Lucas

    Ich verstehe nicht, was das Problem mit dieser Form (ähnliches gibt's ja bei eltern-im-netz.net) der Satire ist. Die Satire ist vollkommen überzogen und daher unglaubwürdig - wer kommt bitte auf die Idee, derartiges Ernst zu nehmen?

  • M
    moppel

    "Der freche Jolie" hat auch fleißig bei gloria.tv unter dem sinnigen Pseudonym "angelina" kommentiert.

    Bei gloria.tv handelt es sich um ein ganz besonders katholisches Videoportal. Betrieben von Don Reto Nay, veröffentlicht hier auch das Priesternetzwerk mit Jolie und Rodheudt seine frömmelnden Videos. Rodheudt wiederum leitet mit einem gewissen Michael Tunger den Verein "Musica Sacra", hier bestehen Beziehungen zu Gabriel Steinschulte. Zumindest Tunger hat laut kreuts.net früher als "Sulpicius" fleißig auf kreuz.net kommentiert. Sprecher des Priesternetzwerks für Österreich ist übrigens Christian Sieberer, auch bekannt als "der verrückteste Pfarrer Österreichs", weil er auf gloria.tv als "pfaffenheini" Videos veröffentlicht, die sich nur durch massiven Weihrauchkonsum erklären lassen. Und so schließt sich bei gloria.tv der Kreis der "Helden von kreuz.net".

  • HI
    hallo, ist da wer ?

    Ich finde die Seite die beste Satire auf Erden.

    Das Magazin Titanic ist ja Schrott dagegen.

    Ich glaube auch eher, dass Christenhasser hinter der Seite stehen. Über die Amtskirchen wird ja dort ähnlich her gezogen wie über Homos.

    Antimuslimisch ist die Seite überhaupt nicht: Man braucht sich nur anzusehen, wie oft Ahmadinedschad oder Gaddafi zu Wort kamen oder wie kreuz.net für das Recht auf Beschneidung plädiert hat.