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Konservative in GroßbritannienKemi Badenoch wird Tory-Chefin

In ihrer Verzweiflung benennen die britischen Konservativen eine frühere Ministerin zur neuen Vorsitzenden. Die Partei steht vor großen Herausforderungen.

Kemi Badenoch soll den konservativen Karren aus dem Dreck ziehen Foto: Alberto Pezzali/dpa

London afp | Die frühere Wirtschafts- und Handelsministerin Kemi Badenoch wird neue Vorsitzende der britischen Konservativen. Die 44-Jährige habe bei der entscheidenden Stichwahl 57 Prozent der Stimmen erhalten, gab die Partei am Samstag bekannt. Zur Vorsitzenden gewählt zu werden, sei eine „große Ehre“, erklärte Badenoch, die bei den Tories seit Jahren für einen deutlich rechtsgerichteten Kurs steht.

Badenoch gewann die parteiinterne Wahl gegen Ex-Migrationtsminister Robert Jenrick, der ebenfalls zum rechten Flügel der Partei gehört. Die Partei stehe vor großen Herausforderungen, sagte sie anschließend. „Wir müssen ehrlich damit umgehen, dass wir Fehler gemacht“ und „Prinzipien vernachlässigt“ haben. „Es ist Zeit, an die Arbeit zu gehen, es ist Zeit für einen Neuanfang.“

Badenoch tritt die Nachfolge von Ex-Premier Rishi Sunak an, der nach der historischen Wahlniederlage der Partei im Juli zurückgetreten war. Sie steht vor der schwierigen Aufgabe, die konservative Partei wieder auf Kurs zu bringen. Die Partei wurde seit dem Brexit-Referendum 2016 von fünf unterschiedlichen Vorsitzenden geführt und von zahlreichen Skandalen erschüttert.

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3 Kommentare

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  • Wenn eine konservative Partei ein Mitglied des eigenen rechten Flügels auf den Vorsitz wählt, dieses Mitglied aber Frau und farbig ist, kann es also nur noch Verzweiflung sein?



    Oder ist es cool: So verschafft man der linkswoken Identitätspolitik mal eine Atempause?

  • Vielleicht kann Badenoch ein paar Reform-Wähler zurückgewinnen, vielleicht wählen ein paar gemäßigt Konservative ihretwegen weiter Labour.



    Was ich aus deutscher Perspektive bemerkenswert finde: die Vorsitzenden der nicht gerade woken britischen Konservativen sind seit vielen Jahren fast immer weiblich, aus migrantischen Minderheiten oder beides, und das ist so normal, dass es in den britischen Medien kaum mehr eine Erwähnung wert ist. Die progressiven Parteien Labour und Libdems werden dagegen fast durchgehend von älteren "weißen" Herren geführt.



    In Deutschland wurde die CDU jahrelang ganz ohne Quote von Frauen geführt, während die progresiveren Parteien SPD, Grüne und Linke das nur mit dem Konstrukt Doppelspitze und Quote hinbekommen. Einen nicht-"weißen" Parteivorsitzenden hatte bislang nur die FDP.



    Was lehrt das? Frauen oder PoCs machen keine progressivere oder irgendwie besser Politik. Und Quoten oder Parität sind für wirkliche Chancengleichheit womöglich eher hinderlich als nützlich.

    • @Ruediger:

      Thatcher war Tory-Chefin und Premier: Anzahl der Ministerinnen w: Stets null.



      Die Grünen hatten schon komplett weibliche Doppelspitzen, ihre Bemerkung hat Schlagseite.

      Bei aller geteilten Skepsis gegenüber "Identitäts"-Verabsolutierungen & Nicht-WASPs können erst recht nach unten treten: Quote ist zeitweilig wohl nötige Ungleichbehandlung, um die alte Einseitigkeit aufzubrechen.