Kongolesischer Theologe über Mandela: „Er verkörpert die Größe Afrikas“
Nelson Mandela war ein utopischer Träumer, sagt der Forscher Godefroid Kä Mana. Seine politische Ethik zeige, dass ein anderes Afrika möglich sei.
taz: Herr Professor Kä Mana, was bedeutet Nelson Mandela für Sie?
Kä Mana: Jede Person hat eine reale und eine mythische Dimension. Mandelas Person verkörpert die Größe Afrikas. Eine Identität, die Respekt abnötigt. Er steht für Freiheit und eine politische Ethik, die der Jugend zeigt: Ein anderes Afrika ist möglich.
Er hat auch für das Zusammenleben von Schwarz und Weiß gekämpft.
Mandela war ein Träumer, im positiven Sinne, utopischer Träumer und pragmatischer Realist zugleich. Er hat die Befreiung der Schwarzen Südafrikas erträumt. Er wollte eine Regenbogennation bauen. Er hat die Idee der Vergebung umgesetzt und so eine große Nation geschaffen; die Idee der konstruktiven Geduld als praktische Vision. Weil er vergeben hat, sprach er auch nicht gern über seine 27 Jahre Gefängnis. Diese Erfahrung hat ihn aber geprägt und zum charismatischen Führer gemacht. Solch einen Menschen gibt es nur alle 500 Jahre.
wurde 1953 geboren und ist studierter Theologe, Präsident des Pole Institutes in Goma, Kongo und lehrt an der dortigen Universität ULPGL sowie in Kamerun. Er ist Autor zahlreicher Bücher über Pädagogik und die Erneuerung Afrika.
Was bedeutet das Vorbild Mandela heute in afrikanischen Konfliktgebieten?
Mandela hatte Erfolg, weil er von anderen dynamischen und überzeugten Militanten umgeben war. Manche denken, der Krieg ist der Schlüssel zum Erfolg – in Wahrheit ist es die Fähigkeit zur Selbstüberwindung. Mandela begann seinen Kampf als Schwarzer gegen ein System der Weißen, aber als er gesehen hat, dass mörderische Identitätspolitik in die Sackgasse führt, hat er das überwunden. Man muss gemeinsam mit anderen eine Dynamik der Vergebung, der Wahrheit und des Erfolgsstrebens erarbeiten. Wenn man Südafrika heute sieht, sieht man ein unbeugsames Volk mit einer starken Widerstandsfähigkeit und einer Spiritualität im Kampf.
Wie könnte ein junger Afrikaner heute Mandela nacheifern?
Der Schlüssel zu Mandelas politischem Bewusstsein war die Überzeugung, dass Apartheid inakzeptabel ist. Er hat sich empört, er ist angesichts des Inakzeptablen in die Revolte getreten. Er hat das aber nicht allein getan, sondern hat sich einer Gruppe angeschlossen, dem ANC. Er hat diesem Kampf sein Leben gewidmet und daraus den Sinn politischen Handels gezogen. Ein Jugendlicher, der heute Mandela folgen will, sollte diesen Weg gehen: sich Gruppen anschließen, die über politisches Handeln reflektieren, oder sie selbst gründen.
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