Konflikt zwischen Iran und Fußballer: Ein Fläggchen, das verärgert
Der Ex-HSV-Spieler Mahdavikia trug ein Trikot mit über 200 Länderflaggen – darunter auch die von Israel. Im Iran könnte ihm das den Job kosten.
Dass das Weltverbessern auch für den Fußball keine so profane Angelegenheit ist, zeigt diese Geschichte. Weil das Tragen des kaum zu erkennenden nationalen Symbols mit dem Davidstern in den Augen iranischer Machthaber einer Anerkennung des Staates Israels gleichkommt, was der Regierung ein Dorn im Auge ist, hat Mahdavikia nun ein großes Problem.
Die iranische Nachrichtenagentur Ilna spekulierte am Montag, dieser Seniorenkick könne Mahdavikia sein Amt als iranischer Nachwuchsnationaltrainer kosten. Im September wurde ihm erst die Aufgabe übertragen, ein Team zusammenzustellen, das den Iran nach fast 50 Jahren Erfolglosigkeit wieder bei einem olympischen Turnier vertreten kann.
Im Iran traut man Mahdavikia allerhand zu. Sein Treffer bei der Fußball-WM 1998 beim prestigeträchtigen Sieg gegen die USA (2:1) bescherte ihm nicht nur eine Verkürzung des Militärdienstes, sondern auch Legendenstatus. Große Verehrung genießt er ebenso bei den Fans des Hamburger SV. Gerne erinnert man sich an die über 200 Spiele des schnellen Außenspielers, zumal sie allesamt in der ersten Liga zu bewundern waren. Vor seinem Engagement als Nationaltrainer im Iran trainierte er den HSV-Nachwuchs, betrieb allerdings nebenbei bereits eine Nachwuchsakademie im Iran.
Schon 2009 auf der Seite der Opposition
Zur israelischen Fahne auf seinem Trikot hat er sich bislang nicht geäußert. Im Sommer 2017 allerdings hat er mit großem Unverständnis auf den Ausschluss von zwei Fußballern aus der iranischen Nationalmannschaft reagiert, weil diese mit ihrem griechischen Club Panionios Athen in der Europa League gegen Maccabi Tel Aviv gespielt hatten. „Hoffentlich kommt mal der Tag, an dem die Politik den Sport in Ruhe lässt“, schrieb er damals via Instagram.
Und Mehdi Mahdavikia gehörte 2009 auch zu den sechs iranischen Nationalspielern, die bei einem WM-Qualifikationsspiel gegen Südkorea mit grünen Bändern aufgelaufen waren, um nach einer verlorengegangenen Wahl den damaligen iranischen Oppositionsführer Hossein Mussawi zu unterstützen. Im Unterschied zum Machthaber, Hardliner und Holocaustleugner Mahmud Ahmadinedschad schlug dieser versöhnlichere Töne an.
Die politischen und sportlichen Eliten im Iran könnten im aktuellen Fall die Entlassung des beliebten Mahdavikia umgehen, indem sie auf den inoffiziellen Charakter des Spiels verweisen. Andernfalls wäre Fifa-Chef Gianni Infantino gefragt, mehr zu tun, als nur salbungsvoll zu reden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
BSW in Koalitionen
Bald an der Macht – aber mit Risiko
Dieter Bohlen als CDU-Berater
Cheri, Cheri Friedrich
Hybride Kriegsführung
Angriff auf die Lebensadern
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag