Konflikt in der Elfenbeinküste: Tausende auf der Flucht

Seit Ende November sind nach Angaben der UNO etwa 14.000 Menschen, mehrheitlich Frauen und Kinder, vor den Unruhen in der Elfenbeinküste nach Liberia geflohen. Nicht alle überleben.

Gbagbos Truppen in Abidjan. Das UNHCR zeigte sich besorgt über Berichte, wonach Flüchtlinge daran gehindert werden, nach Liberia zu gelangen. Bild: dpa

GENF/ABIDJAN afp | Die Unruhen seit der umstrittenen Präsidentschaftswahl in der Elfenbeinküste haben in den vergangenen Wochen tausende Menschen in die Flucht getrieben. Wie die UNO am Samstag in Genf mitteilte, flohen seit Ende November rund 14.000 Ivorer ins Nachbarland Liberia. Die Regierung des selbsternannten Präsidenten Laurent Gbagbo wies die Drohung der westafrikanischen Staaten mit einer Militärintervention zurück.

Die Flüchtlinge hätten zum Teil tagelange Fußmärsche auf sich genommen, teilte das Flüchtlingshilfswerk UNHCR mit. Viele von ihnen seien dabei erkrankt, einige hätten die Flucht nicht überlebt. Es gebe zunehmend Fälle von Unterernährung bei Kindern sowie von Malaria, Durchfall und Atemwegserkrankungen. Zudem sei zu befürchten, dass nicht genügend Lebensmittel für die in Liberia gestrandeten Menschen zur Verfügung gestellt werden könnten.

Das UNHCR zeigte sich besorgt über Berichte, wonach die frühere ivorische Rebellengruppe Neue Kräfte die Flüchtlinge daran hindert, nach Liberia zu gelangen. "Das UNHCR ruft zum Schutz von Zivilisten auf und zum Respekt für das Recht, ungehindert Asyl zu beantragen."

Die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) drohte Gbagbo mit einer Militärintervention. Sollte Gbagbo die Macht nicht abgeben, werde die ECOWAS "alle geeigneten Maßnahmen, darunter den Einsatz legitimer Gewalt" ergreifen, erklärte die Gemeinschaft nach einem Krisengipfel am Freitag im nigerianischen Abuja. Die Generalstabschefs der Mitgliedsländer würden sich treffen, um über das weitere Vorgehen zu beraten. Zunächst werde aber am Dienstag eine ECOWAS-Delegation nach Abidjan entsandt, um Gbagbo ultimativ zu einem friedlichen Rückzug zu bewegen.

Gbagbos Regierungssprecher Ahoua Don Mello bezeichnete die ECOWAS-Drohung als "inakzeptabel" und als "westliche Verschwörung, angeführt von Frankreich". Ein Angriff von außen werde einen Bürgerkrieg in der Elfenbeinküste auslösen, warnte er. Zudem werde der Patriotismus des ivorischen Volkes angeheizt. Dabei könne es zur gewaltsamen Vertreibung der zahlreichen Arbeitsmigranten aus den Nachbarländern kommen.

Nach der Präsidentschaftswahl am 28. November hatte die Wahlkommission den Oppositionskandidaten Alassane Ouattara zum Sieger erklärt. Der Verfassungsrat dagegen kürte Amtsinhaber Gbagbo zum Sieger. Seitdem liefern sich Anhänger beider Lager gewaltsame Auseinandersetzungen. Nach UN-Berichten sollen dabei allein zwischen dem 16. und 21. Dezember 173 Menschen getötet worden sein.

Die Vollversammlung der Vereinten Nationen erkannte am Donnerstag indirekt Ouattara an, indem sie den von ihm benannten Botschafter Youssouf Bamba bestätigte. Auch der UN-Sicherheitsrat hatte bereits Ouattara als Wahlsieger anerkannt, ebenso die Afrikanische Union, die zudem die Mitgliedschaft der Elfenbeinküste aussetzte, sowie die EU und die USA. Zugunsten von Ouattara sperrte die westafrikanische Wirtschafts- und Währungsunion UEOMA Gbagbo am Donnerstag den Zugang zu den ivorischen Konten bei der Zentralbank BCEAO.

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