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Konflikt in TschadRebellen wollen weiterkämpfen

Nach dem Tod des Präsidenten Idriss Déby bleibt die Lage verworren. Rebellen und zivile Gruppen lehnen die Machtübernahme durch seinen Sohn ab.

„Dynastische Nachfolge“: Mahamat Idriss Déby, Tschads neuer Militärherrscher Foto: Cheick Diouara/reuters

Berlin taz | Der Machtübergang in Tschad von dem getöteten Präsidenten Idriss Déby an seinen Sohn Mahamat Idriss Déby stößt bei anderen politischen Akteuren auf Ablehnung. Die Rebellenbewegung „Fact“ (Front für Wandel und Eintracht in Tschad), die für den Tod Débys an der Kriegsfront verantwortlich sein soll, kündigte am späten Dienstagabend an, ihren Vormarsch auf Tschads Hauptstadt Ndjamena wieder aufzunehmen.

„Es kann keine dynastische Machtübergabe in diesem Land geben“, erklärte die Fact und sagte, ihre „nationalen Widerstandskräfte“ seien „in diesem Augenblick auf dem Weg nach Ndjamena, mit Selbstgewissheit, aber vor allem mit Mut und Entschlossenheit“.

Am Dienstagmittag hatte die Spitze des Militärs in Ndjamena den Tod des Präsidenten Déby nach Verletzungen an der Kriegsfront gegen die Fact bekanntgegeben. Die Rebellenarmee aus zuvor in Libyen kämpfenden Angehörigen des tschadischen Toubou-Volkes war am 11. April in Tschad einmarschiert und erreichte nach sechs Tagen die Stadt Mao, 280 Kilometer nordöstlich von Ndjamena.

Angesichts des Todes von Déby schließen sich jetzt auch andere bewaffnete Gruppierungen Tschads dem Kampf der Fact an. Der Dachverband CCMSR (Militärischer Kommandorat zur Rettung der Republik), der auch Kämpfer anderer Volksgruppen umfasst, sprach der Fact am Dienstag seine „Solidarität“ aus und versprach „volle Unterstützung für die nationale Befreiung“.

Die Armeespitze in Ndjamena hatte bei der Verkündung von Débys Tod auch die Bildung eines Militärrats mit dem Sohn des verstorbenen Präsidenten an der Spitze angekündigt, um das Land für achtzehn Monate zu regieren.

Eine am Mittwoch veröffentliche „Übergangscharta“ erlaubt dem neuen Präsidenten Mahamat Idriss Déby auch die Ernennung einer neuen Regierung und eines neuen Parlaments. Eigentlich sieht Tschads Verfassung vor, dass bei dem Tod des Präsidenten Neuwahlen innerhalb von 90 Tagen stattfinden.

Zivile Gruppen in Tschad haben aktuell nichts zu melden, wollen das aber nicht hinnehmen. Der zivilgesellschaftliche Dachverband „Coalition de la Société Civile Tcha­dienne“ erklärte am Dienstagabend seine „totale Missbilligung“ der „verfassungswidrigen und monarchischen“ Nachfolgeregelung an der Staatsspitze.

Die von der Menschenrechtsaktivistin Jacqueline Moudeina unterzeichnete Erklärung verlangt eine klare Verurteilung dieser „Usurpation“ durch die internationale Gemeinschaft und ruft die politischen Parteien, Religionsgemeinschaften, zivilgesellschaftlichen Kräfte sowie die Diaspora des Landes zu Gesprächen auf, um eine zivile Übergangslösung vorzubereiten.

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