Konferenz von Dresden Nazifrei zu Pegida: Mehr eigene Positionen
Das Bündnis Dresden Nazifrei will seinen Umgang mit Pegida neu ausrichten. Künftig soll nicht nur reagiert werden.
Statt der angemeldeten 200 Teilnehmer folgte allerdings nur etwas mehr als die Hälfte dem Aufruf zur Auseinandersetzung mit der eigenen Gegenwehr. Die Organisatoren verbargen ihre Enttäuschung darüber nicht, dass Hilfsorganisationen oder Sport- und Lobbyvereine nicht in erwartetem Umfang erschienen waren.
Nach einleitenden Vorträgen am Freitagabend analysierten 14 Workshops am Sonnabend zunächst das Pegida-Phänomen und erarbeiteten dann Vorschläge für das Abschlussplenum. Die Diskussion versuchte, den Blick über Pegida hinaus auf den Rechtstrend der Gesellschaft insgesamt zu richten. „Warum ist Pegida so anschlussfähig?“, formulierte Silvio Lang als Sprecher von Dresden Nazifrei die Kernfrage der Konferenz.
Neben den überwiegend jungen Akteuren versuchten darauf auch einige ältere „besorgte Bürger“ Antworten zu geben. Ängste vor Parallelgesellschaften und Traumata sogenannter Wendeverlierer aus dem Osten kamen zur Sprache. Die besonderen sächsischen Verhältnisse, die von jahrelanger Ignoranz gegenüber rechtsextremistischen Tendenzen geprägt waren, spielten bei der Einordnung von Pegida ebenfalls eine Rolle.
Anstatt auf die Montagsdemonstrationen stets nur zu reagieren, wolle man künftig eigene Positionen positiv und für die Öffentlichkeit wahrnehmbarer formulieren, sagte Nazifrei-Sprecher Silvio Lang. Als Beispiele nannte er die Verteidigung des Asylrechtes oder die Benennung der deutschen Rolle bei Konflikten in der Welt.
Im Plenum wurden solche Absichten konkretisiert. Wenn Pegida auf „unheimliche Gefühle“ und dumpfe Ängste setze, wolle man „Gegenemotionalität“ propagieren und damit zugleich dem Eindruck eigener Ohnmacht entgegenwirken. Nachgedacht wurde über gezielte Medienarbeit, die direkte Ansprache von Mandatsträgern und eine verstärkte Bildungsarbeit an Schulen. An die Versammlungsbehörden erging die Aufforderung, zum Schutz von Journalisten die Auflagen zu verschärfen.
Als zentrale Aufgabe wurde die Aufhebung des Gegensatzes von bürgerlichem Protest und radikaler Linker angesehen. „Vernetzung“ lautete der im Überblick über die Workshops am häufigsten verwendete Begriff. Durch verstärkte Kontakte mit den teils isoliert agierenden Protestorganisatoren wolle man zu einer „gemeinsamen Erzählung“ kommen, formulierte der Konferenz-Sprecher Silvio Lang.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin