Kommunalwahlen in Italien: Sternmarsch auf Rom

Die Anwältin Virginia Raggi ist die Kandidatin der Protestbewegung 5-Sterne. Sie hat beste Aussichten auf einen Sieg in der Hauptstadt.

Virginia Raggi im gelben T-Shirt in der Küche einer Pizzeria

Die Kandidatin klassisch italienisch bei einer Fundraisingveranstaltung in einer Pizzeria Foto: reuters

ROM taz | Sie hat kaum politische Erfahrung, ist erst 37 Jahre alt und war bis vor wenigen Monaten völlig unbekannt – und doch hat Virginia Raggi beste Chancen, die nächste Bürgermeisterin Roms zu werden. Kein einziges Plakat von ihr klebt in der Stadt, und für ihren Wahlkampf ist sie allein auf die Kleinspenden ihrer Anhänger angewiesen. Umfragen zufolge liegt die Anwältin jedoch klar vor den Vertretern der traditionellen Parteien rechts und links.

Raggi tritt für die vom Komiker Beppe Grillo gegründete Protestbewegung Movimento5Stelle (M5S – 5-Sterne-Bewegung) an. „Weg mit der Politikerkaste“, „Schluss mit den korrupten Altparteien“ – es sind diese Versprechen, die sie unter den Wählern der 3-Millionen-Metropole populär gemacht haben.

Dank kommunaler und regionaler Aufschläge zahlen die Römer die höchsten Steuern in Italien. Doch die Kommune ebenso wie ihre Betriebe finden sich im Wochenrhythmus mit Skandalen in der Zeitung, während die Bürger in klapprigen Bussen fahren müssen und sich über verdreckte Straßen und vergammelte Parks freuen dürfen.

Alle politischen Lager versprechen die Wende für die Hauptstadt. Doch mit ihrer Fundamentalopposition in der Stadt wie auch national gegen die Regierung von Matteo Renzi haben die Fünf Sterne einen Glaubwürdigkeitsvorsprung. Nach den letzten Umfragen kann Raggi im ersten Wahlgang am Sonntag auf 30 Prozent, zwei Wochen später auf den Sieg hoffen.

Für das M5S wäre der Sieg in Rom der bisher größte politische Erfolg. Erstmals überhaupt trat die Bewegung 2013 bei nationalen Wahlen an, und sie schien in der Folge auf die Rolle der Daueropposition festgelegt. Mit dem Gewinn Roms könnten die Fünf Sterne ihren Anspruch untermauern, Renzi bei der nächsten Parlamentswahl auch national die Macht streitig zu machen.

Denn der Regierungschef ist zunehmend in der Defensive. Zu lokalen Skandalen seiner Partei addiert sich die Enttäuschung der Wähler über die wirtschaftliche Situation. Nur eine kleine Minderheit glaubt, dass das Land in den nächsten Jahren einen Aufschwung erleben wird. Die Kapitale, in der seit 2013 die PD regierte, hat Renzi jedenfalls abgeschrieben. Er setzt darauf, dass seine Partei wenigstens Mailand, Turin und Bologna, die am Sonntag ebenfalls wählen, halten kann.

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