Kommissar Wallanders Schöpfer: Henning Mankell ist tot
Er war einer der meistgelesenen Krimiautoren weltweit und ein großer Freund Afrikas. In der Nacht zu Montag erlag Henning Mankell 67-jährig einem Krebsleiden.
Mankell war rastloser Schreiber, Afrika-Liebhaber und streitbarer Friedenskämpfer. Rund um den Globus hatte der Schöpfer der Krimis um den mürrischen Kommissar Kurt Wallander Millionen Fans. 2013 erkrankte der Skandinavier im Alter von 65 Jahren an Krebs. Der tückische Tumor wurde Thema seines jüngsten Buchs „Treibsand“.
Mit seinen Wallander-Krimis hatte der Schriftsteller über Jahre Auflagen in schwindelnden Höhen erreicht. Mit mehr als 15 Millionen verkauften Büchern allein in Deutschland und weltweit über 40 Millionen katapultierte der Kommissar aus Ystad seinen literarischen Vater regelmäßig an die Spitze von Bestsellerlisten und machte ihn zu einem der meistgelesenen Krimiautoren weltweit.
Doch Wallander als Mankells Lebenswerk zu bezeichnen, greift viel zu kurz. Immer war der Schwede mit mehreren Projekten gleichzeitig beschäftigt – schrieb einen neuen Thriller, drehte eine Serie für das schwedische Fernsehen, produzierte ein neues Theaterstück.
Nicht nur als Autor und Regisseur trat Mankell in Erscheinung. Sein politisches Engagement gegen Armut und Analphabetismus in Afrika nahm einen großen Teil seiner Zeit in Anspruch. Der Kontinent war neben Schweden seine Heimat, viele seiner Bücher handeln von Afrika.
Ein überzeugter Sozialist
„Meine Zeit zwischen Afrika und Europa aufzuteilen, hat mir Perspektiven und Distanz geschenkt, und ich glaube, es hat mich zu einem besseren Europäer gemacht“, schrieb Mankell, der mit Eva Bergman, einer Tochter von Filmregisseur Ingmar Bergman verheiratet ist, auf seiner Internetseite. „Beide Orte sind mein Zuhause.“
Solidarisch zeigte sich der überzeugte Sozialist mit der Sache der Palästinenser. 2010 machte der Richtersohn die Reise der „Gaza-Hilfsflotte“ Richtung Palästina mit, die von israelischen Soldaten mit einem blutigen Einsatz gestoppt wurde. Neun türkische Mitreisende starben.
„Die haben versucht, mich zu töten, aber sie haben es nicht geschafft“, sagte Mankell später darüber in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur. Nach seiner mehrtägigen Internierung warf der Autor Israel „Seeräuberei und Kidnapping in internationalen Gewässern“ vor.
Ende 2013 wurde bei Mankell ein bösartiger Tumor festgestellt. Als der Schwede seine Krebserkrankung im Januar 2014 in der Zeitung Göteborgs Posten öffentlich machte, ereilten ihn Genesungswünsche aus aller Welt. „Ein Kampf aus der Perspektive des Lebens“, überschrieb er seinen Text. Diesen Kampf beschrieb der beliebte Schriftsteller den Lesern von da an in einer Kolumne für die Zeitung.
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