Kommentar: Bildung statt Ballern
Musharraf hat mit dem Moschee-Sturm erfolgreich von innenpolitischen Problemen Pakistans abgelenkt. Dabei sollte er sich dringend um bessere Bildung bemühen.
P akistans Präsident General Pervez Musharraf hat auf die Gefahr der Talibanisierung reagiert, wenn auch sehr spät. Rechtzeitig immerhin kam Musharrafs Befehl zur Erstürmung der Roten Moschee, um von seinen innenpolitischen Problemen abzulenken. Der Kampf verdrängte die Anhörungen im Obersten Gericht über die Absetzung von dessen Vorsitzenden Richter von den Titelblättern.
Auch über die 2 Millionen Flutopfer und mehrere hundert Tote in Belutschistan spricht kaum jemand. Geschweige denn darüber, dass diese Katastrophe hätte vermieden werden können, wenn Pakistan internationalen Empfehlungen und eigenen Versprechen nach dem Erdbeben vom Oktober 2005 Folge geleistet hätte und eine Stelle zur nationalen Katastrophenkoordinierung geschaffen hätte.
Der Erfolg ist für Musharraf jedoch nur von Dauer, wenn er seine Kritiker in Pakistan und die Hinterbliebenen seiner militärischen Offensiven in den Stammesgebieten und nun in Islamabad von seiner Vision eines säkularen Landes überzeugen kann. In Pakistan steht das islamische Recht der Scharia über dem Gesetz, aber nicht über der Verfassung. Wo Islamabad weit genug entfernt ist, wird das Recht in die eigene Hand genommen oder in die Hände der Taliban gelegt, die ihre Ausbildung in den über 13.000 Koranschulen hatten. 7,2 Millionen Euro stellte die Regierung bereits 2002 für ein fünfjähriges Reformprojekt der Koranschulen in den Haushalt. Nach diesem Projekt sollten Naturwissenschaften und Literatur zum Curriculum der Religionsschulen gemacht werden. Auf eine Zusammenarbeit konnte man sich nie einigen, sodass das Projekt nicht ordnungsgemäß begann und vorzeitig beendet wurde. Ohne gute Bildung aber wird Pakistans Jugend weiter nach einfachen Lösungen auf komplexe Fragen suchen.
Die Alphabetisierung der über Zehnjährigen stagniert bei 56 Prozent, während Pakistan zur Atommacht aufstieg. Im letzten Haushaltsjahr wurde der Bildungshaushalt nur zu knapp einem Viertel ausgeschöpft. Pakistan gibt 45-mal mehr für Waffen als für Bildung aus. Dieses Verhältnis muss sich verändern, damit Pakistan eine demokratische Zukunft haben kann.
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