Kommentar: Eine Kreuzung ohne Gesicht
Mit dem Bau des Gebäudekomplexes "Upper Eastside Berlin" verändert sich das Gesicht der Stadt erheblich. Mehr noch: Das Gesicht wird der Kreuzung gestohlen.
Dort, wo die Friedrichstraße auf die Straße Unter den Linden trifft, offenbart sich seit heute die Macht von Stadtplanung. Mit dem Bau des Gebäudekomplexes "Upper Eastside Berlin" verändert sich das Gesicht der Stadt erheblich. Mehr noch: Das Gesicht wird der Kreuzung gestohlen. An der Stelle der markanten Freifläche samt Hotel im Hintergrund thront ein 8-geschossiges, weit nach vorn gebautes Monstrum, wie es überall stehen könnte.
Es ist das Ergebnis des stadtplanerischen Konzepts, das der frühere Senatsbaudirektor Hans Stimmann mit seiner "kritischen Rekonstruktion" verfolgte: Lücken füllen, zubauen und klotzen. Umstritten war das immer - es gab genügend Stimmen, die den Freiraum an der Ecke Unter den Linden erhalten wollten, denn der erzählte Geschichte. Das Quartier gehörte zu Kaiserzeiten zu den belebtesten der Stadt, hier wurde flaniert und sich vergnügt. In den 1960er-Jahren ließ die DDR-Führung in dem Viertel, das im Zweiten Weltkrieg völlig zerstört worden war, das gehobene Hotel unter den Linden errichten. Als sich nach der Wende die Friedrichstraße rasant wandelte und immer zugedrückter wurde, blieb der Platz an der Kreuzung eine räumliche Pause, ein Ort zum Aufatmen und Verweilen.
Dahin. Der Regierende Bürgermeister hat seinen Willen durchgesetzt, die "kritische Rekonstruktion" der Stadtplaner darf ihren Sieg feiern. Der Wiedererkennungswert indessen geht gegen null, die Upper East Side sieht genauso aus wie alles andere in der Straße und anderswo. Das einzig Stimmige an dem Projekt ist der Name: Er ist absolut nichtssagend.
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