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KommentarEchte Betroffenheit

■ Lübeck: Warum es dieses Mal nicht bei „Wut und Trauer“allein bleiben darf

Nicht aus einer Synagoge loderten dieses Mal die Flammen, nicht an einer Flüchtlingsunterkunft prangten die Hakenkreuze. Die „Betroffenheit“all derer, die diese bei solchen Anlässen eilfertig erklärten oder heuchelten, ist seit gestern zu einer echten geworden: Betroffen sind nun jene, die es bisher nur bekundeten.

Es mag zynisch klingen, aber: Mit dem Abfackeln der katholischen Kirche in Lübeck haben die Rechtsradikalen nicht nur ein weiteres Verbrechen begangen, sondern auch eine gesellschaftliche Grenze überschritten. Denn bislang waren es ja „nur“die Anderen, die Fremden, die Minderheiten, deren Leib, Leben und Häuser von den Brandstiftern bedroht wurden.

Mit der Lübecker Kirche dürfte sich auch der Irrglaube, es gebe „Gründe“– Arbeitslosigkeit, Zukunftsangst, Furcht vor Überfremdung – in Rauch aufgelöst haben. Bisher folgten der „Wut und Trauer“– Bundespräsident Roman Herzog ging sogar „langsam die Geduld aus“– keine Taten. Lediglich Lübecks Bürgermeister versuchte sein Versprechen einzulösen, die Opfer zu schützen. Dafür wurde er selbst zum Objekt des Hasses.

Menschenverachtung und Brandanschläge auf sogenannte Randgruppen sind immer nur der Anfang – an dieser Erkenntnis sollten nun auch die Stammtisch-Politiker sozial- und christdemokratischer Couleur nicht mehr vorbeikönnen. Denn auch die Geduld mit den Biedermännern, die „Scheinasylanten“diffamieren und „ausländische Schwerkriminelle“beim „Verstopfen unserer Knäste“wähnen, geht langsam zu Ende.

Sven-Michael Veit

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