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■ KommentarAuf Weltniveau

Mit dem Wirtschaftsbericht des Senats für 1995 entpuppt sich der Begriff „Dienstleistungsmetropole“ vollends als Worthülse. Daß die Zahl der Arbeitsplätze in der Industrie dramatisch sinkt, ist seit 1991 ein bekanntes Phänomen. Doch jetzt zeigt sich, daß auch die Dienstleistungsbranchen – von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen – Beschäftigung verlieren, anstatt neue Arbeitsplätze aufzubauen. Seit dem Fall der Mauer hat die Berliner Politik besonders auf den Dienstleistungssektor gesetzt und damit regelrecht geprahlt, so aus der Wirtschaftskrise herauszukommen. In diesem Bereich sollte sich die Hauptstadt zur europäischen, wenn nicht gar Metropole im Weltmaßstab mausern. Die Hoffnung: Kapital fließt nach Berlin, neue Arbeitsplätze entstehen, um den Niedergang der alten Industrien auszugleichen. Daraus wird wohl auf absehbare Zeit nichts. Denn die internationalen Konzernzentralen und ihre hochqualifizierten Angestellten lassen sich nicht nach Berlin zwingen.

Nun ist der Zeitpunkt gekommen, sich an der Wirklichkeit und am tatsächlich Erreichbaren zu orientieren – nicht an Wunschbildern. Man kann getrost aufhören, ganze Stadtquartiere in luxuriöse Büromeilen umzubauen, die auf lange Zeit leer stehen. Anstatt in Chimären sollte der Senat seine Energie und knappen Finanzmittel in die Branchen investieren, die einen tatsächlichen Aufschwung versprechen. Dies ist zum Beispiel die Verkehrsindustrie, die unlängst einen fetten Auftrag für die U-Bahn in Schanghai an Land zog. Auch die Kommunikations- und Umweltwirtschaft bedürfen intensiver Pflege. Wenn man den Beteuerungen von Wirtschaftssenator Elmar Pieroth (CDU) Glauben schenken darf, hat der Prozeß des Umdenkens – wenn auch spät – gerade eingesetzt. Hannes Koch

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