Kommentar: Neue Verehrerin
■ Ehekrach inszeniert - wofür?
Die CDU hat einen bühnenreifen Ehekrach mit der ungeliebten SPD inszeniert. Wutschnaubend verließ Teiser den Koalitionsausschuß. Die SPD bändelte mit den Grünen und der AfB an. Teiser reagierte wie ein betrogener Ehemann, drohte mit Scheidung und versuchte, die CDU mit einem Ultimatum unter Druck zu setzen. Das zerstrittene Paar verkehrte nur noch per Fax.
Die Christdemokraten wärmten den Flirt mit den Grünen und der AfB auf. Auch für einen Seitensprung mit der DVU war sich die CDU nicht zu schade. Der zweisprachige Gymnasialzweig ist das Kind dieses „One-night-stands“. Kleinlaut und mit der mageren Erkenntnis auf den Lippen, daß andere Partner auch ihre Macken haben, kriecht die CDU jetzt unter die warme Decke der Zweckehe zurück. Eine peinliche Affäre? Mitnichten. Der inszenierte Ehekrach könnte sich auszahlen. Die CDU hat sich mit diesem Koalitionskrach unter Umständen eine neue Verehrerin erorbert, die nützlich sein könnte: Die Nordseezeitung. Das Monopolblatt wollte gemeinsam mit Beck's die Stadthalle betreiben und ist an der SPD gescheitert. Die CDU hat sich hingegen für die NZ im Duell geschlagen. Kein schlechter Schachzug. Denn daß die NZ Politikern unter die Arme greift, die ihr politisch gewogen sind, hat schon die Wahl des Oberbürgermeisters Manfred Richter (FDP) gezeigt (der Verleger ist ein Freund Genschers und seiner Partei).i Kerstin Schneider
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen