Kommentar: Schuß ins Dunkle
■ Jagd auf Faule gefährdet Sozialprojekte
Nun geht es Menschen, die sich auf Kosten der Allgemeinheit einen Lenz machen, richtig an den Kragen. Motto: Wer nicht will, der hat schon – zum Beispiel Einkommen aus Schwarzarbeit. Oder keinen Bock auf Arbeit, weil die Stütze einfach zum Leben reicht. Eben jenen will man ans Leder. Entweder sie beweisen Arbeitswilligkeit oder die Stütze wird gekürzt. Zuerst um 25 Prozent, dann komplett. Das wäre nur recht und billig, wenn damit wirklich nur die echten schwarzen Schafe erwischt würden.
Was nicht recht und billig ist: Freien Trägern werden hoheitliche Aufgaben übertragen. Zwar kürzen nach wie vor die Sozialbehörden die Stütze. Aber das alles entscheidende Votum ist die Entscheidung: „arbeitswillig oder nicht“ – und die fällen die Beschäftigungsgesellschaften. Damit stehlen sich Behörden aus der Verantwortung.
Auch kann es nicht angehen, daß die Arbeit der Freien Träger nun gefährdet wird, um einer Handvoll Desperados auf die Spur zu kommen. Da stellt sich ernsthaft die Frage: Was verursacht mehr volkswirtschaftlichen Schaden? Ein paar Arbeitsunwillige oder erfolglose Programme zur Reintegration in den Arbeitsprozeß.
Jetzt gilt es für alle Beteiligten, sich an den vielzitierten runden Tisch zu setzen und klare Absprachen zu treffen, was die Freien Träger zu leisten vermögen. Sonst geht der Schuß gegen die Faulenzer nach hinten los. Jens Tittmann
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