Kommentar: Alibi zur Räumung
■ Wer räumen will, wird Gründe finden: Polizei und Politik auf der Suche
Alt bewährt, erfreut sich das Schema in der Hamburger Politik immer noch größter Beliebtheit: Bei kleinen Anlässen werden Polizeiknüppel gezückt, die werden mit Steinen beantwortet, die wiederum mit weiteren Schlagstöcken. Aus einem kleinen Anlaß wird so ein „rechtsfreier Raum“ (Statt Partei).
Schauplatz diesmal: der Bauwagenplatz Gaußstraße, eingezäunt auf einem Territorium, das wie eine Insel in Altona liegt. Nur wer zielstrebig den Platz aufsucht, erfährt von seiner Existenz. Nur wer den Platz betritt, kann sich überhaupt davon beeinträchtigt fühlen. Dennoch ist das Areal seit seiner Gründung 1992 vielen PolitikerInnen ein Dorn im Auge.
Anders als etwa vor Jahren in der Hafenstraße, deren BewohnerInnen sich auf ein politisches Bewußtsein beriefen, tun die Punks von der Gaußstraße nicht einmal das. Daran wird wieder einmal deutlich, daß es den lauten Rufern nach Räumung nicht um eine „Gefahr“ für die Stadt geht, sondern darum, daß sie andere Lebensformen schlicht nicht akzeptieren wollen.
Kleiner Haken: Für die Gaußstraße gibt es einen Runden Tisch und damit die Bereitschaft der BewohnerInnen zur Verhandlung. Politisch Verantwortliche, die vor diesem Hintergrund die Räumung öffentlich fordern, würden als Scharfmacher gelten. Einfacher ist es da, Fakten zu schaffen. Zu Zeiten der Hafenstraße wurden Blumentöpfe, die angeblich aus dem Fenster flogen, instrumentalisiert. Heute ist es die Dealerei, mit der die Polizei sich Zutritt zu unliebsamen Plätzen und der Politik das Alibi zur Räumung verschafft. Paula Berrit
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