Kommentar: Vosch-City
■ Die grandiose Trickserei mit dem Hafen zugunsten der Weiter-so-Politik
Aus Afrika wird von Landesfürsten berichtet, die den Regierungssitz schon mal in ihren Geburtsort verlegen oder Autobahnen auf ihren Namen taufen lassen. Dagegen ist die Geltungssucht Seiner Majestät Henning I. fast hanseatisch zurückhaltend. Noch schnell vor der Wahl will Hamburgs Bürgermeister sich ein historisches Denkmal in Vosch-, äh, Hafen-City setzen.
Doch allein der taktisch klug gewählte Zeitpunkt seiner Verkündung macht ein Projekt noch nicht genial. Wer die Entwicklung des Hafens auch nur mit geringer Aufmerksamkeit verfolgt hat, mußte die allmähliche Verschiebung nach Westen bemerken. Wirtschaftspolitisch ist das ebenso nachvollziehbar wie die Rückkehr zu einer lebendigeren City am Wasser: Stadtplanerisch gesehen ist dies eher zeitgemäß als revolutionär, sofern die versprochene ausgewogene Mischung gelingt.
Grandios hingegen ist Voscheraus Trickserei: Ausgerechnet über die vermeintliche „Wiedergutmachung“für ein vor 100 Jahren zerstörtes Wohngebiet sucht er die Rechnung für die aktuelle Zerstörung des Lebensraums Altenwerder zu begleichen.
Man muß nicht Finanzpolitiker wie der Bürgermeister sein, um zu durchschauen, wohin dieser Hafen-Ausverkauf führt: Zur Verscherbelung wertvoller öffentlicher Flächen und leichtfertigen Übertragung stadtentwicklungspolitischer Verantwortung an Private – mit dem Erfolg, daß die Sozialkassen leer bleiben und die Milliarden unter der Fahne der „Weiter-so-Politik“im Schlick von Altenwerder verbuddelt werden.
Doch diesen epochalen Wahnsinn zu begreifen, wird Hamburger Regierungschefs wohl mindestens weitere 100 Jahre kosten. Heike Haarhoff
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