Kommentar: Lieber kein Spielzeug!
■ Verteilte Waffen sind nicht kontrollierbar
Eine behutsame Anpassung des polizeilichen Waffenarsenals hat die große Koalition verabredet. Wenn gegen Kidnapper CS-Gas eingesetzt werden kann, wer könnte da etwas gegen haben! Und wenn nur die Sondereinsatzkommandos die neuen Geschosse in ihren Waffen haben – vielleicht ein Thema für Spezialdebatten.
Aber Männer haben zu Waffen ein Verhältnis wie kleine Jungs: Waffen machen ein bärenstarkes Gefühl, das macht stolz. Der beste Schutz gegen Mißbrauch ist, das Spielzeug gar nicht erst auszuteilen – jedenfalls bei Kindern. Es gibt unzählige Vorfälle, die beweisen, daß natürlich auch Polizeibeamte sich in besonders stressigen Gefahrenlagen gehen lassen können. Und natürlich zieht der Polizeiberuf Männer an, die eine Affinität zur starken Pose haben.
In Bremen waren SEK-Einheiten einmal bei einer Walpurgisnacht eingesetzt und haben demonstrierende Frauen verprügelt. Wird das SEK das nächste Mal das Antirassismus-Büro mit seinem neuen Spielzeug in der Hand nach Schriftstücken durchsuchen?
Wer kontrolliert eigentlich, daß die Beschränkungen bei der Waffenverteilung auch eingehalten werden? Im Zweifelsfall ist die Polizei allein dafür verantwortlich, der Innensenator erfährt es hinterher, und die SPD-Politiker, die jetzt ihre Hand dafür gehoben haben, dürfen sechs Wochen später eine scharfe Bürgerschaftsdebatte führen. Klaus Wolschner
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