■ Kommentar: Großer Erfolg für die SPD
Kaum jemand hätte eine müde Mark darauf gewettet, daß sich die Koalitionspartner bei der Bezirksreform doch noch auf ein Modell mit 12 Bezirken einigen. Für die SPD und vor allem für Fraktionschef Klaus Böger, der das Projekt mit unbeirrbarer Hartnäckigkeit verfolgt hat, ist das überraschend gute Verhandlungsergebnis ein großer Erfolg.
Politisch geht der neue Zuschnitt der Bezirke vor allem auf Kosten von PDS und Grünen. Von den fünf PDS-geführten Bezirken werden mit Marzahn-Hellersdorf und Hohenschönhausen-Lichtenberg nur noch zwei Hochburgen übrigbleiben. Die PDS-Domäne Mitte geht mit Wedding und Tiergarten im Hauptstadtbezirk auf. Die Grünen werden ihre drei BezirksbürgermeisterInnen in Tiergarten, Kreuzberg und Schöneberg einbüßen, da sich nach der Fusion Kreuzbergs mit Friedrichshain und Schönebergs mit der CDU-Domäne Tempelhof neue Mehrheiten in den Bezirksämtern ergeben.
Zwei Hürden muß das Reformpaket aber noch nehmen: Die Parteigremien von SPD und CDU müssen dem Kompromiß zustimmen, und im Parlament ist eine Zweidrittelmehrheit erforderlich. In der SPD dürfte das Ergebnis auf breite Zustimmung stoßen. Überraschend positiv fielen die Reaktionen in der CDU aus. Mit einer Zustimmung der Parteigremien wird gerechnet. Die Geschlossenheit, mit der Diepgen, Landowsky, Liepelt und Schönbohm das Verhandlungsergebnis präsentierten, war ein deutliches Signal an die CDU-Abgeordneten. Auch dort dürfte sich die Einsicht verbreiten, daß bei einem Scheitern des Reformvorhabens vorgezogene Neuwahlen drohen – und damit womöglich der Machtverlust für die CDU. Dorothee Winden
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen