Kommentar: Es lebe das Verbot!
■ Das „Viertel“, ein Stadtplanungs-Erfolg
Bremens Kommunalpolitiker von Grünen bis CDU sind sich im Bremer „Viertel“ einig: Hier werden zusätzliche Attraktionen, die die Nachtschwärmer der Region als „Städtetouristen“ anlocken würden, bürokratisch verhindert. Wer hier eine neue Kneipe oder einen Spielsalon aufmachen will, stößt auf Allparteien-Granit. Die Helenenstraße könnte ihre Kapazität durch einen Neubau verdoppeln, aber selbst die Wirtschaftsförderer trauen sich nicht ran.
Wenn man langsam Ostertorsteinweg und Vor dem Steintor entlangfährt, dann sticht ins Auge: Das konsequente „Nein“ hat sich gelohnt. Vom Bremer Biobäcker über die „Bergzentrale“ für Rucksack-Touristen bis hin zu den libanesischen Spezialitäten gibt es hier alles in einer bunten Mischung, die unvergleichlich ist – weder Hamburg noch Oldenburg hat eine „Viertel“-Meile.
Aber hinter jeder dieser Adressen steht ein knallhartes Kalkulieren, ein Tauziehen um Mieten und um KundInnen. Eine „Liberalisierung“ würde diese Einkaufs-Meile in kurzer Zeit kaputt machen: Die exotischen Läden würden verdrängt von Spekulanten auf das einträglichere Nachtleben. Stadtplanung bedeutet eben nicht, jedem Investor bis in den Blinddarm zu kriechen. Klaus Wolschner
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