Kommentar: Das Bündnis
■ Israel und die Türkei ordnen die Machtverhältnisse im Nahen Osten neu
„Netanjahu irrt, wenn er glaubt, ein türkisch-israelisches Militärbündnis sei möglich, bevor Israel Friedensverträge mit seinen arabischen Nachbarn unterzeichnet“, so der türkische Botschafter in Tel Aviv, Barlaș Özener. Nicht Netanjahu, sondern Özener liegt falsch. Israel und die Türkei sind dabei, die Machtverhältnisse im Nahen Osten neu zu ordnen. Wer immer dies bestreitet, tut dies entweder aus taktischen Gründen oder aus Unkenntnis der realen Situation. Bereits seit mehreren Jahren wird die militärische Kooperation zwischen der Türkei und Israel Schritt für Schritt ausgebaut. Angefangen von gemeinsamen Rüstungsprojekten über die Ausbildung türkischer Kampfpiloten in Israel und Trainingsmöglichkeiten für israelische Piloten in der Türkei, bis hin zu gemeinsamen Manövern – zuletzt zusammen mit den USA – lassen beide Seiten keinen Zweifel daran, daß ihre spezielle Beziehung weiter gefestigt werden soll.
Nun steht die Intensivierung der politischen und der Handelsbeziehungen auf dem Plan. In wenigen Tagen reist der türkische Ministerpräsident Mesut Yilmaz mit einem Troß von Geschäftsleuten nach Israel. Beide Länder sind an dem jeweils anderen Markt stark interessiert, die Zahl israelischer Touristen in der Türkei wächst.
Israel und die Türkei sind – wenn letztere auch mit Einschränkungen – die beiden einzigen Demokratien im Nahen Osten, und Israel hat ein Interesse daran, daß die Türkei sich im westlich-demokratischen Sinne weiterentwickelt. Wohl aus diesem Grund hat Israels Präsident Eser Weizman eine Einladung zur 75-Jahr- Feier der Türkischen Republik im Oktober angenommen.
Wie immer man die Beziehung zwischen den beiden Ländern mit Rücksicht auf die arabischen Nachbarn auch nennt, wie sehr beide auch betonen, ihre Partnerschaft richte sich gegen niemanden Dritten, klar ist, daß das israelisch-türkische Verhältnis im Nahen Osten neue Fakten schafft. Das einzige, worauf man sich in der heutigen Welt verlassen kann, sind regionale Sicherheitsarrangements, durch die eine instabile Umwelt stabilisiert werden kann, sagte Netanjahu gestern gegenüber der Zeitung Turkish daily news. Das ist genau das, was Israel und die Türkei versuchen – natürlich entsprechend ihren Vorstellungen von Sicherheit und Stabilität. Jürgen Gottschlich
Bericht Seite 10
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